Diese Seite wird normalerweise innerhalb eines Framesets angezeigt, welches nicht angezeigt wird, wenn Sie z.B. über eine Suchmaschine hierher gelangt sind. Bitte klicken Sie zur
Frameanzeige.

Rothaargebirge 2005

1.Tag 19.5.2004 Die erste Etappe

Für mich beginnt die Tour schon am Mittwoch. Am Morgen geht’s mit dem Mopped zur Arbeit, denn am Nachmittag breche ich von dort auf.
Einige schnelle Kilometer auf der Autobahn bis zum Einstieg in den Vogelsberg bei Gründau. Auf der Strecke durch den Wald vorbei an Breitenborn kann man sich wunderbar einschwingen und auf kommende Kurven freuen.
Zwar gibt es noch einen kleinen Schauer, aber es reicht kaum für einen feuchten Belag. Das Auf und Ab der Kuppen führt durch Kefenrod und Hirzenhain. Hinter dem Ort ist in der Ferne zum ersten Mal der Hoherodskopf mit dem Sendeturm zu sehen.
Wie oft ich den Vogelsberg auch schon durchkreuzt habe, es gibt immer wieder ein neues Gäßchen, eine weitere schöne Aussicht zu entdecken. Über Eichelsachsen und Eschenrod nähere ich mich weiter dem höchsten Punkt von Europas größtem Vulkangebiet. Kurz vor Busenborn ist dann der Sendemast mit dem Berggasthof zum Greifen nahe.

Bild

Die Ringstraße Hoher Vogelsberg bringt mich zu einem Teilstück des Schottenrings. Von einem Parkplatz aus schweift der Blick weit in die Ferne. Mittendrin leuchtet der Niddasee gleich hinter Schotten herauf.

Bild

Entlang eines Hügelkamms nach Altenhain flankieren mächtige Windräder den Weg. Bei Wohnfeld verlasse ich den Naturpark Hoher Vogelsberg und kurve über Weickartshain Richtung Grünberg. Am Ortseingang treffe ich auf die gut ausgebaute B49, auf der ich nordwärts ein wenig Strecke mache.
Aber schon bald langweilt mich die Bundesstraße und das Sträßchen parallel der Felda hält, was die Karte versprochen hat. Unter der rastlosen A5 hindurch geht es durch dichten Wald bis Kirdorf. Gewunden präsentiert sich die Strecke über den Neustädter Sattel bis nach Neustadt.
Noch ein paar Alleen über Wasenberg bis ins Schwalmtal nach Loshausen und ich hab mein heutiges Ziel erreicht.
Für heute quartiere ich mich bei Erwin ein. Erst mal nen Brocken Ahle Worscht, dann können wir zum Essen gehen ;-) Bild

2. Tag 20.5.2004 Himmelfahrt

War es beim Aufstehen noch bedeckt und grau, ist beim Frühstück jedes Wölkchen verschwunden. Strahlender Sonnenschein als Jürgen gegen halb Zehn aufkreuzt.
Er berichtet von ersten Verlusten am Morgen. Auf der Autobahn hat sich sein Rucksack durch den Fahrtwind geöffnet und so liegen wohl irgendwo an der A45 ein Paar einsame verlassene Schuhe herum.
Dann werden die Koffer angeschnallt und es kann los gehen.

Bild

Wir fahren noch schnell im Nachbarort die Katze eines Bekannten von Erwin füttern und dann rollen wir uns langsam ein.
Zunächst wenden wir uns gen Osten und machen einen Abstecher ins Knüllgebirge. Obergrenzebach und vorbei am Knüllköpfchen führt der erste Kurventanz über Schwarzenborn hinauf auf den Eisenberg. Auf dem schmalen Feldweg bis fast zum Borgmannturm werden Kindheitserinnerungen wach, denn hier oben war ich in meiner Jugend sehr oft.
Durch Aua und einen schönen Serpentinenabschnitt nach Ellingshausen kommen die Reifen auf Temperatur. Weiter schlängeln wir uns wie auf einer Achterbahn über die Höhen. Allmuthshausen, Lenderscheid, Verna, Dillich und Zimmersrode sind die Etappen, bis wir bei Bischhausen die Schwalm wieder erreichen. Bad Zwesten, das den Zusatz Bad im Namen erst seit 1992 trägt, ist die nächste Durchgangsstation. Hinter dem Ort biegen wir in ein kleines Gäßchen ab. Immer wunderbar an einem Bach entlang geht es in einem hübschen Tal voran. Hinter Bergfreiheit liegt kurz vor Armsfeld ein Ausflugslokal an der Straße. Zeit für ein Päuschen.
Ein heißer Milchkaffee tut jetzt gut. Es scheint zwar die Sonne, aber für einen perfekten Motorradtag ist es 5° zu kalt. So gibt uns Erwin - seines Zeichens bekennender Schönwetterfahrer - den Abbruch der Fahrt seinerseits bekannt. Ihm ist zu kalt und im Hinblick auf den Wetterbericht graust es ihm vor den kommenden Höhen des Rothaargebirges. So trennen wir uns und Jürgen und ich rollen alleine in Richtung Norden weiter.
Auf klasse Gassen durchkreuzen wir das Wildunger Bergland. Per Hüddingen, Frebershausen und Frankenau kommen wir vorbei an den Ederhöhen ins Edertal bei Schmittlotheim. Ein Stück auf der breiten B252 entlang und dann wedeln wir am Ende des Edersees bei Herzhausen eine phantastische Bergstrecke hinauf nach Buchenberg.
Und während wir uns langsam dem Rothaargebirge nähern, reißen die Kurven nicht ab. Durch Rhadern, Goddelshausen erreichen wir Medebach. Von hier tauchen wir durch Wald und über Höhenzüge, bis wir nahe der Ruhrquelle auf die verkehrsreiche B480 stoßen. Ein paar Gasstöße später sind wir in Winterberg. Hier begeben wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Bald werden wir in einem kleinen Hotel fündig, wo wir uns für die kommenden Tage einquartieren.
Doch jetzt schmeißen wir nur schnell das Gepäck aufs Zimmer, denn es ist noch eine Nachmittagsrunde fällig. Die Motoren dürfen nicht kalt werden :-)
Hinab im Tal des Namenlosbachs - der heißt wirklich so - sausen wir bis Siedlinghausen, ab dort bringt uns ein schmales Gäßchen schwungvoll zum Ursprung des Sorpetals. Die kleine Sorpe, der wir nun durch ein malerisches Tal abwärts folgen, ist aber nur ein Namensvetter der Sorpe, die den gleichnamigen Stausee bildet.
In Winkhausen stoßen wir auf die B236, die wunderbare flüssige Kurvenkombinationen aufweist. Leider trüben viele tiefe Rillen und Löcher ein wenig den Fahrfluß. Das Gleiche gilt für das anschließende Stück auf der B480 talwärts. Spitz biegen wir ab nach Girkhausen. Wieder ein Tal mit Spaßgarantie. Ein letzter steiler Aufstieg und bei Neuastenberg sind wir auf dem Hauptkamm des Rothaargebirges zurück.
Kurz vor Winterberg machen dann noch einen Abstecher, auf einer Stichstraße mit groben Frostaufbrüchen erreichen wir den Kahlen Asten.

Bild

Wir laufen ein paar Schritte für einige Fotos. Der Kahle Asten ist übrigens nicht, wie viele glauben, der höchste Berg des Rothaargebirges. Dieses sind Langenberg und Hegekopf, beide mit 843m, in der Nähe von Willingen.
Zum Schluß noch die paar Kilometer zu unserem Hotel in Winterberg, wo die Moppeder in der Garage unterkommen. Wir machen uns noch einen gemächlichen Abend. Bild

3. Tag 21.5.2004

Graublau kariert gibt sich der Morgen. Ein kühler Wind begleitet uns als wir Richtung Hallenberg Reifen und Motor auf Betriebstemperatur bringen.
Das ist auch nötig, denn die Strecke nach Medebach ist für die Kurvenhatz wie gemacht. Immer wieder Ausblicke, die die Entscheidung Fahren oder Schauen schwer machen. Auch hinter Medebach auf dem Weg durch Oberschlehdorn nach Usseln kommen die Reifenflanken weiterhin voll auf ihre Kosten.
Über kleine Orte, die hauptsächlich aus kleine Bauernhöfen bestehen, geht es mittlerweile unter leichter Berieselung weiter. Eimelrod, Deisfeld, Giebringhausen, hier ist der sprichwörtliche Hund begraben. Das letzte Stück hat uns die Diemel begleitet, die sich nun zum See ausweitet. Kleine Ausflugsdampfer ziehen ihre Bahn.
In Heringhausen fordert die Kühle den ersten Tribut. Das Lokal am Campingplatz bietet neben einem guten Milchkaffee auch noch einen beschaulichen Blick über den Diemelsee.
Als wir nach einer halben Stunde aufgewärmt weiterbrummen, ist sogar die Sonne herausgekommen und leuchtet uns die engen Kurven bis zur Diemelstaumauer trefflich aus.

Bild

Nach kurzer Besichtigung verlassen wir das Diemeltal steil bergauf Richtung Messinghausen. Vorbei an Hoppecke, wo die bekannten Batterien herkommen, bringen uns einige schöne Kehren in die Nähe von Brilon, aber wir lassen die Stadt links (obwohl eigentlich rechts) liegen und fahren nach Süden Richtung Willingen. Doch schon bald ist mir die breit ausgebaute B251 ein Graus und so kommt der Abzweig nach Bruchhausen gerade richtig.
Zunächst kurvig durch den Wald, kommen wir aufs freie Feld, wo linkerhand auf dem Istenberg die Bruchhauser Steine sich aus dem Laubwald emporheben. Mächtige bis zu 92m hohe Porphyrfelsen, die Überreste einstiger vulkanischer Tätigkeit.

Bild

Durch den namensgebenden Ort Bruchhausen wenden wir uns bei Assinghausen Richtung Olsberg, kehren aber wieder auf unsere südliche Richtung zurück, in dem wir das Tal der Neger aufwärts wedeln. Mittlerweile zeigt sich das Firmament rundherum in dunklem Grau und bald fallen auch die ersten Tropfen. Eigentlich wollte ich noch ein wenig in den hier nord-süd verlaufenden Tälern Zick-Zack fahren. Aber die einzige hellere Stelle liegt im Südwesten und gibt so die Strecke vor. Elpe und Altenfeld, es ist saukühl und immer wieder pladdern Schauer auf uns. Zumindest der Asphalt bleibt einigermaßen trocken als wir von Bödefeld-Freiheit über den Hügel nach Bad Fredeburg - das Bad kam 1995 hinzu - hüpfen.
Eine Konditorei mit Café läßt uns die Stopper betätigen. Heißer Kaffee und dazu einen schleckrigen Bie­nen­stich, während draußen ein größerer Schauer die Straße nässt.

Bild

Wieder auf Betriebstemperatur gebracht verlassen wir auf nasser Fahrbahn den Ort. Doch auf der an­schlie­ßen­den Gasse über Wormbach und Bracht ist bald wieder Kurvenräubern angesagt. Auf und Ab trägt uns die Strecke durchs Lennetal bei Gleierbrück und nach Würdinghausen. Nun folgt die, zumindest vom Verlauf her, spitzenmässige L553, Serpentinen und Schleifen en masse. Allerdings ist der saumässige Zustand des Belags für manch ungewollten Haken und Schlenker verantwortlich, um Frostaufbrüchen und tiefen Schrunden auszuweichen. Oben auf dem Hauptkamm kommen wir am Rhein-Weser-Turm vorbei, der hier die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser markiert.
Wieder im Tal verhindert eine Umleitung, dass wir die kartenmässig gut aussehende Strecke über Aue fahren können. Auch die Alternative bei Birkelbach ist gesperrt, so dass uns nichts weiter übrig bleibt, als auf der Hauptstraße über Balde nach Bad Berleburg zu brummen. Die schon gestern gefahrene Route über Girkhausen hoch nach Neuastenberg wird auch heute nicht langweilig. Winterberg ist dann auch nicht mehr weit.
Eine heiße Dusche, dann schlendern wir noch ein bißchen durch das Städtchen, bevor die Geschäfte schließen. Jürgen kauft sich noch ein Paar schicke Schuhe - Verlustausgleich. Bild

4. Tag 22.5.2004

Dauerregen begrüßt uns am Morgen. Auch nach dem Frühstück ist keine Besserung in Sicht. So lassen wir die Moppeds in der Garage und ziehen mit geliehenen Regenschirmen bewaffnet los.
Ein Stück durch Winterberg und dann auf einem recht schlammigem Fußweg immer Richtung Bobbahn. Das Drehtor läßt uns nach einem Obulus von 1 Euro passieren. Wir laufen den gesamten Hang, über den sich die Bahn mäandert, hinauf bis zum Starthäuschen.

Bild

Ganz allein sind wir auf dem Gelände der Bobbahn, nur 2...3 Arbeiter werkeln an einer Steilkurve herum. Genauso gähnend leer ist die Sommerrodelbahn, an der wir anschließend vorbei kommen. Kein Wunder, denn die Metallrinne ist heute mehr ein Bachbett als eine Rutsche.
Parallel zur Einfallstraße vom Kahlen Asten nach Winterberg hat man einen schönen Blick auf eine der Skischanzen.

Bild

Wir hetzen durch die ganze Stadt bis an die Stadthalle, um pünktlich zum Start des Winterberger Bike Marathon zu kommen. Wir schaffen es noch rechtzeitig und sehen den Bikern zu, die aufgrund der Witterung mit wenig Begeisterung auf ihre Runden gehen. Anstatt weiter im Regen rum zu hängen, gehen wir lieber einen heißen Kaffee trinken.
Genau richtig kommen wir wieder zurück, um schlammbespritzte Gestalten nach der ersten Runde passieren zu sehen.

Bild

Am Abend gehen wir in der Stadt was Essen - die Pizzeria Colosseum ist echt empfehlenswert. Draußen jagt ein Schneegestöber fast waagrecht durch die Straßen. Als wir nach einem kleinen Absacker aus der Kneipe kommen, funkeln aber schon traulich ein paar Sternlein. Bild

5. Tag 23.5.2004 Heimwärts

Schon das zweite Jahr in Folge beginnt auf der Himmelfahrtstour der Sonntagmorgen mit Schnee auf Dächern und Autos. Die Moppeder sind dank der Garage diesmal verschont geblieben.

Bild

Als wir losrollen lassen einige helle und blaue Wolkenlücken noch hoffen, aber auf der B480 kurz vor Bad Berleburg beginnt es zu Regnen. Wir suchen zunächst noch auf kleinen und kurvigen Sträßchen unser Vergnügen, aber unterwegs über Hemschlar-Dotzlar, Bad Laasphe und Banfe gibt es immer wieder kräftige Regenschauern. Wenn es nicht von oben tropft, sorgt zumindest die patschnasse Fahrbahn für Berieselung.
Wir können uns der Einsicht, dass der Fahrspaß sich heute trotz der guten Naßhaftung unserer Michelins nicht einstellen wird, nicht länger verschließen.
Per Mandeln und Eibelshausen erreichen wir die gut ausgebaute Bundesstraße. In Dillenburg - ein pittoreskes Städtchen übrigens - machen wir Stop für eine Tankfüllung und düsen immer wieder von oben und unten besprüht die B277 entlang. Durch Herborn und Wetzlar erreichen wir Butzbach, hier in der anschließenden Wetterau ist endlich trockene Bahn und kein Regen. In Wöllstadt trennen wir uns voneinander.
Als ich nördlich von Frankfurt auf die A661 komme, verschwindet die eben noch zum Greifen nahe Skyline plötzlich hinter einer schwarzen Wolkenwand. Und dann geht es auch schon los. Heftiger Regen garniert mit Hagelkörner prasselt nur so runter. Zu allem Überfluß hat sich noch ein paar hundert Meter weiter ein Autofahrer im Pirouettenlauf versucht und verursacht zähen Verkehr. Doch am Offenbacher Kreuz läßt es deutlich nach, aber kaum zwanzig Kilometer weiter erwischt mich am Autobahnende bei Egelsbach ein weiterer dicker Gewitterregen.
Die Hagelkörner trommeln schon fast schmerzhaft auf mich als ich durch den zentimeterdicken Wasserbelag pflüge. Kaum in Darmstadt angekommen, kommt wie zum Hohn die Sonne hervor.

Hier geht es noch zu den restlichen, nicht im Bericht eingebauten Bildern.

© By Kurt Pfeffer im Mai-Juli 2005
Umformatiert im November 2013
       Überarbeitet im März 2020 Bild