Limousin - Tarn 2013
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8. Tag 3.9.2013
Die Sonne scheint schon gegen 7:45 Uhr aufs Zelt. Es hält mich nicht länger. Heute hab ich mir die Monts de Blond vorgenommen. Das kleine Gebiet liegt noch ein ganzes Stück nordwestlich von Limoges.
Also brumme ich über Royère nach Bourganeuf. Dort besorge ich mein Baguette und es geht weiter nach Norden. Die Strecke sieht auf der Karte langweiliger aus als sie in Wirklichkeit ist.
Bei Bénévent-l’Abbaye wird aus dem Nord- ein Westkurs. Die Routen werden einiges kurviger. Kurz nach Überqueren der A20 komme ich zum Lac de St-Pardoux, der das Blau des wolkenlosen Himmels spiegelt.
Über Nantiat komme ich zum Beginn der Monts de Blond. Fünf Kilometer hinter dem Örtchen Cieux wartet bei Boscartus als erstes ein Pierre Branlante. Eine ordentliche Felsmurmel mit wohl 3...4m Durchmesser liegt relativ fragil auf einigen anderen Felsplatten.
Leider schaffe ich es nicht ihn in Bewegung zu bringen. Zu Hause fand ich später im Web Videos, wonach man mit einem Hebel und viel Kraft und Technik den Block leicht wackeln lassen kann.
Auf dem weiteren Weg nach Norden komme ich an den Rochers de Puychaud vorbei. Sie liegen vielleicht 100m zu Fuß abseits der Straße. Etliche große Felsbrocken, teils malerisch vermoost.
Einer ist mit einer Gedenktafel versehen. Ich kann aber nicht sagen für was oder wen.
Durch den Ort Blond, wo im Norden das Limousin deutlich flacher wird, wende ich mich nach Westen entlang der auslaufenden Hügel.
Im kleinen Städtchen Montrol-Sénard finde ich eine Tisch-Bank-Kombi für mein Picknick. Mittlerweile brennt die Sonne schon ganz ordentlich, im Gegensatz von heute Morgen, wo es doch einige sehr kühle Flecken auf meiner Fahrt gab.
Nach Süden komme ich nach einer begeisternden Waldstrecke zum Menhir de Ceinturat. Natürlich das letzte Stück auf einem holprigen Waldweg. Dieser Menhir macht schon mal einiges mehr her als der gestrige. Er ist bestimmt 4m hoch, eines Obelix würdig.
Der in der Nähe befindliche Pierre à Sacrifice entzieht sich zuerst meinem Besuch. Ich verpasse den Fußpfad, da das Schild an dem Pfahl fehlt. So gerade ich von einem normalen Feldweg auf eine schmale Piste mit teils Felsstufen. Die dafür nicht gerade gemachten Anakee-Reifen quittieren die Sache mit manch seitwärts Rutscher.
Irgendwo komme ich wieder auf einen asphaltierten Weg. Der führt mich zur Nord-Süd verlaufenden D675. Ich fahre noch mal zurück zum Einstieg für den Pierre á Sacrifice und dieses Mal entdecke ich aufgrund genauerem Hinsehens den erwähnten Fußpfad. Der Fels selbst ist ein recht bizarr geformtes Teil. Man kann sogar ohne Mühe hinaufsteigen.
Ich brause zurück nach Cieux und weiter nach Vaulry. Hinter dem Ort soll es eine Kapelle mit einem Aussichtspunkt geben.
Doch am Stichweg hinauf steht ein Verbotsschild. Und da es auch nicht gerade nach 200...300m sondern eher nach 1km zu Fuß bergauf aussieht, lasse ich das in der prallen Sonne.
Wie ich in die Monts de Blond kam, so verlasse ich sie auch wieder. Ab Nantiat nehme ich eine schön geringelte Route. Über Ambazac suche ich mir eine Alternative zur Pont du Dognon. Bei St-Martin-Terressus geht es zuerst steil hinab zum Taurion und drüben wieder empor.
Ich steuere als nächstes nach St-Léonard-de-Noblat. Vor dem Ort sorgt eine kleine Taldurchfahrt für einige tolle Kurvenkombinationen. Eigentlich wollte ich hier Einkaufen und Tanken, aber der Supermarkt hat noch Mittagspause. So mache ich mich auf dem Weg nach Eymoutiers. Auch dies ist eine wirklich schnuckelige Gasse.
In Eymoutiers hole ich das Einkaufen und Tanken nach. Dann lege ich mich auf die D992, die im weiten Bogen den Lac de Vassivière im Süden meidet. Zwar bin ich die letzten Tage schon einige Teilabschnitte gefahren, aber als Ganzes ist das noch mal was anderes. Fast dreißig Kilometer Kurven, ein schöner Tagesabschluß. 302km
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9. Tag 4.9.2013
Wie gestern Morgen trübt kein einziges Wölkchen das Blau des Himmels. Auch ist es nicht so kalt wie gestern Morgen.
Heute soll es nur eine kleine Runde zu einigen in der Nähe liegenden Zielen werden. Morgen will ich mich nach Süden in Richtung Tarn auf den Weg machen.
Als Erstes schaue ich noch mal zum Rigole du Diable. Muß doch mal überprüfen, ob ich da bei meinem ersten Besuch vor ein paar Tagen nichts übersehen habe. Neben dem Bach - dem Rigole, gibt es noch einen recht imposanten Felsen.
Über Royère mache ich die Schleife für ein Baguette, dann schlage ich mich in grober nordwestlicher Richtung über die Sträßchen. Hinter dem Dorf Grand Mazuras geht es zu den Roches de Mazuras. Mal wieder auf einem Feldweg mit tief ausgefahrenen Gleisen. Gut, daß man mit dem Mopped denen in der Mitte aus dem Weg gehen kann. Der Weg endet im Wald. Durch ein Farndickicht führt ein Pfad zu den Felsen.
Ein mehrere Dutzend Meter langer Felskamm zieht sich entlang der Hügelspitze. Oben angekommen bietet sich nach Norden ein gutes Panorama.
Ich rolle weiter. Über Faux-Mazuras und Soubrebost ist der nächste Felsen erreicht. Zumindest der Einstieg in den Fußpfad. Zwar sind es nur 350m per pedes, aber die gehen an 2...3 Stellen recht steil bergan. Oben erwartet mich ein großer Felsblock in den neun Stufen eingemeißelt wurden.
Daher auch der Name - Pierre aux neuf Gradins. Ich nutze die Stufen, um bequem auf den Buckel des Felsens zu gelangen. Hier befinden sich noch schüsselförmige Vertiefungen, wo sich wohl sonst das Regenwasser sammelt. Jetzt ist alles trocken.
Etwas weiter östlich hab ich auf der Karte noch weitere Eintragungen. Ein Stück hinter St-Hilaire führt ein Weg zu einer "Pont Romain" . Die Brücke liegt mitten im Wald und überspannt im Bogen einen größeren Bach.
Eine Rastgelegenheit steht am Ufer. Und so findet hier mein heutiges Picknick statt.
Anschließend folge ich den Schildern zum Dolmen de Ponsat. Um drei Ecken herum und zum Abschluß natürlich ein Feldweg. Zum Glück nicht ganz so rumpelig. Beim Eintauchen in den Wald kann man schon den kleinen Dolmen voraus begrüßen.
Über St-Georges mogele ich mich an St-Sulpice vorbei und gehe auf Südkurs nach Banize. Weiter über Vallière und in einem kleinen Bogen zur Domaine de Banizette. Ich hab in dieser Gegend mittlerweile so viele Schilder gesehen, die darauf hinweisen, daß ich mir die Sache mal anschauen muß.
Es scheint ein kleines Landgut bzw. Schlösschen zu sein. Leider sind keine Besuchszeiten mehr und so muß ein Bild vom Eingang her genügen.
Zum Abschluß noch mal die begeisternde D59 bis zum Zelt. Hier hab ich noch den ganzen Nachmittag um zu Entspannen, zu Lesen und später schon mal gaaaaanz laaaaangsam mit dem Packen zu beginnen. 116km
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10. Tag 5.9.2013
Reisetag. Ich wache schon gegen halb Acht auf, da irgend so ein Anglerknilch seinen lauten Außenborder über den See quält.
Aber die Sonne kommt eh schon raus. Heute ist passenderweise kein bißchen Tau auf Mopped oder Zelt. Das Tarp hatte ich schon gestern abend abgebaut.
Jetzt ist noch der ganze Rest dran. Nach dem morgendlichen Waschgang brauche ich noch eine gute Stunde, dann startet der Motor. Etwas unwillig will mir scheinen als wüsste er, daß heute mehr Arbeit als normal wartet.
Das erste Mal morgens, wie ich feststelle, nehme ich den Weg nach St-Marc. Noch mal vorbei an der Pont de Sénoueix und hinter Gentioux auf ein schmales Sträßchen nach Peyrelevade. Ständig blendet mich die tief stehende Sonne und im Schatten sieht man dann auch nicht viel.
Hinter Peyrevelade wird die Gasse deutlich breiter - mit Mittelstrich! Bei der Einmündung auf die nach Süden verlaufende D36 soll eigentlich die Quelle der Vienne sein, aber ich kann keinen Hinweis oder Schild entdecken.
Über Meymac bleibe ich auf den breiten Routen, denn ich will um einiges nach Süden.
In Egletons kann ich mein Baguette kaufen. Mit 75ct das günstigste bisher - und schmeckt auch sehr gut, wie ich später feststelle.
Immer nach Süden auf sanft geschwungenen Straßen geht es voran. Erst der Abstieg ins Tal der Dordogne vor Argentat sorgt für enge Radien. Ein Stück weiter im Dordognetal finde ich ein nettes Picknickplätzchen.
Das weitere Tal bis Beaulieu ist toll. Sehr guter Asphalt, schwungvolle Kurven. Fast schon zuviel, denn das Heck mit dem ganzen Gepäck entwickelt oft eine eigene Meinung bei Richtungswechseln.
Ein Stück hinter Beaulieu trabt mitten auf der breiten Départementstraße eine ausgebüxte Kuh entlang. Weiter über St-Céré und an Grotte de Presque vorbei nach Figeac. Durch die Stadt und das tief eingeschnittene Célé-Tal. Nur ein paar Kilometer weiter kreuze ich den Lot. Über eine Hochfläche geht es bei Villefranche erneut bergab. Diesmal zum Aveyron. Die anschließende Strecke ist kleiner und kurviger als mir lieb ist. Doch auch die 35km gehen vorbei.
Hinter Cordes beginnt der Endspurt auf Albi. Der Wind, der mich schon den ganzen Tag leicht schwanken läßt, wird noch etwas kräftiger. Hier suche ich erst mal einen großen Supermarkt, denn neben Lebensmitteln brauche ich unbedingt eine neue Karte der Gegend. Meine ist schon Asbach. Außerdem hab ich gerade nach 452km auf Reserve geschaltet. Die Tankfüllung tut not.
Zum Abschluß noch dreißig Kilometer nach Osten. Bei Alban finde ich einen Camping, der ideal ist, um das Tarn-Tal zwischen Albi und Millau genauer zu erkunden.
Den ganzen Tag habe ich nicht eine einzige klitzekleine Wolke gesehen. 335km
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11. Tag 6.9.2013
Wie immer stehe ich gegen acht Uhr auf. Etwa eine halbe Stunde später rolle ich ins nahe Alban. Der Bäcker an der Ecke verlangt einen Euro fürs Baguette. Bisher das teuerste auf dieser Fahrt.
Von Alban stürzte ich mich in die Abfahrt hinunter ins Tarntal. Viele Kurven gilt es schon am frühen Morgen zu zirkeln.
In Villeneuve kann ich gerade einen Blick auf den Tarn erhaschen, denn ich klettere schon wieder den Hang hinauf.
Coupiac ist ein kleines verwinkeltes Örtchen. Ich fahre erst mal durch den extrem engen Kern und komme an der Burg raus.
Die Strecke über Brasc ist leider frisch gemacht. Das bedeutet Rollsplitt ohne Ende. Ein wahrer Eiertanz.
Kurz vor Montclar reißt mich das Schild "Menhir" aus der Konzentration. Neunhundert Meter behauptet der Wegweiser. Ich schaue auf den Tageskilometerzähler. Natürlich nichts zu sehen nach 900m. Nach deutlich über einem Kilometer fühle ich mich verschaukelt und kehre um.
Auf dem Rückweg sehe ich die kleine Steinsäule im Schatten eines Baumes doch noch. Allerdings ist die Entfernung zur Kreuzung nur knapp 400m.
In Montclar gibt es neben den Ruinen einer alten Windmühle einen Aussichtsturm.
Eigentlich ist es ein Wasserturm mit Aussichtsplattform. Von oben sind grandiose Blicke weit übers Land möglich.
Weiter auf den kleinen herausfordernden Sträßchen. Über Faveyrolles nach St-Izaire. Gleich am Ortseingang ist es erneut ein "Menhir" Schild, das mich auf eine noch schmälere Gasse abbiegen läßt. Ein paar Kilometer, dann stehen am Wegrand auf einem Rain drei kleine Steinstelen.
Die sehen recht neu aus, was die Infotafel auch bestätigt. Es handelt sich um Kopien der Originale. Ich fahre den Weg weiter bis ich schließlich den Dourdou überqueren kann. Auf der anderen Talseite rollt es sich wesentlich entspannter zurück nach St-Izaire.
Etwas weiter komme ich an einen Tunnel. Die Straße nutzt hier eine ehemalige Eisenbahntrasse. Ich erinnere mich, hier vor ein paar Jahren schon mal hier durchs Tarntal gerollt zu sein. Denn den Tarn erreiche ich ein kurzes Stück hinter dem Tunnel über eine Brücke, die auch Bestandteil der Bahntrasse war.
Ein kleines Stück tarnabwärts kommt der Ort Brousse-le-Château. Ich setze mich erst mal auf eine Bank unten am Fluß und picknicke.
Später schaue ich mir noch die über dem Ort thronende Burg (von unten) an.
Wiedermal eine Schmalspurstraße trägt mich über den Hügel nach Broquiès. Von dort wieder steil hinab zum Tarn. Weil es so viel Spaß gemacht hat noch mal die Eisenbahnbrücke und den Tunnel durchqueren.
Ein Haken bringt mich wieder zurück ins Tarntal, nur um dort mich wieder am Hang auf Berg- und Talfahrt zu begeben. Ein super enges und oft mit steilen Kehren versehenes Stück Asphalt bringt mich zurück zum Tarn bei le Truel.
Dort setze ich mich an der Uferpromenade für eine knappe Stunde zum Lesen unter die Bäume.
Anschließend muß der Motor ordentlich ziehen, um den nördlichen Talhang zu bewältigen. Ein Stück auf der schwungvollen D25, dann eine tiefe Taldurchfahrt eines Nebenflüßchens des Tarn bis nach Lestrade. Auch das folgende Teilstück ist recht flott zu befahren. Recht überraschend kommt die Abzweigung hinunter zum Tarn über den Ort Connac.
Unten stoße ich wieder auf die Bauwerke der ehemaligen Bahntrasse.
Der folge ich jetzt tarnabwärts. Unterwegs schaue ich mir noch kurz die Staustufe von La Croux an. Danach noch mal zwei stockdunkle Tunnel, zum Glück nur kurze, dann bin ich in Trébas. Die Brücke über den Tarn bringt mich nach Villeneuve, wo ich heute Morgen meine kleine Rundreise begonnen habe. Nur noch den Berg rauf brausen. Den Camping erreiche ich von der anderen Seite über einen Feldweg. 180km
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12. Tag 7.9.2013
So gegen Mitternacht ist eine gewaltige Gewitterfront mit Starkregen durchgezogen. Da sich am Abend keine Anzeichen ergaben, hatte ich mein Tarp natürlich noch stehen. Die Böen, die das Gewitter mit sich brachte, haben das Tuch ganz gut ins Flattern gebracht. Da ich aber die beiden Stangen je zweifach verspannt hatte, hat es die Windstöße gut verkraftet. Nur einen Hering, den ich schlampig gesetzt hatte, hat es rausgezogen. Es hat höchstens 15 Sekunden gedauert ihn wieder zu setzen, aber die haben genügt für eine unfreiwillige zweite Dusche. Nach einer ¾ Stunde war der Spuk vorbei.
Gegen Acht am Morgen ist es bedeckt, aber es sieht nicht gleich nach Regen aus. Ich brauche zwar ein wenig länger bis ich auf dem Mopped sitze, aber dann drücke ich den Anlasser. Da zeigt sich die zweite Auswirkung des Regengusses. Die Maschine läuft nur auf einem Zylinder. Nur sporadisch schaltet sich der Zweite dazu. Ich kenne das Problem. Wasser im Vergaser. Wo auch immer das reinkommt. Erst ein paar Kilometer hinter Alban läuft der Motor ohne die gelegentlichen Ruckler.
Das Tarntal liegt noch in Wolken bzw. Nebel.
Deshalb wende ich mich nach Süden zu den Monts de Lacaune. Ab St-Maurice entlang der Rance. Combret ist ein knuffiger kleiner Ort.
Das folgende Belmont ist schon eine kleine Stadt. Trotzdem sehe ich keine Boulangerie. Doch das Einkaufen kann ich in Lacune nachholen, wohin mich eine Straße mit schwungvollen Kurven über einen kleinen Paß trägt.
Frisch ausgestattet mit Proviant düse ich etwas ostwärts, da dort ein "Pierre-Plantée" auf der Karte eingezeichnet ist.
Bald schon sehe ich einen stattlichen Menhir auf einer Weide.
Zurück und durch Lacaune - manchmal versucht die Sonne sogar durch die hohe Wolkendecke zu kommen - nehme ich weitere schwungvolle Strecken in Angriff. Über Gijounet biege ich in Viane ein Stück nach Norden weg. Die Abfahrt ins Tal des Gjiou ist die wahre Schau. Per St-Pierre-de-Trivisy komme ich zu einem Stichweg zur Barrage de Rassisse. Das letzte Stück Wegs ist, obwohl asphaltiert, von den Anschwemmungen der nächtlichen Gewitterfront mit Schlamm überzogen.
Überhaupt ist man heute überall mit den Hinterlassenschaften des Regens konfrontiert. Da sind nasse Blätter noch das harmloseste. Steine, Kiesgeröll, größere Äste und noch mehr findet man zu Hauf.
Noch gravierender sind die Auswirkungen auf dem Weg nach Albi. An mehreren Stellen ist Schlamm und Geröll mehrere Dutzend Meter über die Fahrbahn geschwappt. Teils so dick, daß es schon zur Seite geschoben werden musste.
In Albi fängt es ganz leicht an zu Regnen. Ich suche mir eine Supermarkttanke. Frisch aufgetankt wird der Regen kräftiger. Ich stelle mich auf dem Parkplatz unter. Denn der ist von einer Photovoltaikanlage überdacht. Echt praktisch.
Nach zwanzig Minuten hat es sich ausgeregnet und ich lege wieder los.
Hinter St-Juéry irre ich aufgrund einer Baustelle im Ortskern ein wenig umher bis ich den Einstieg ins Tarntal finde. Durch eine winzige ehemalige Bahnunterführung, die mich wieder an die aufgelassene Strecke im Tarntal erinnert, komme ich wieder auf die richtige Spur.
Gleich der erste Tunnel - der Tunnel de Puech-Mergou - ist fast einen Kilometer lang. Zum Glück aber beleuchtet. Es folgt noch ein zweiter Tunnel und dann sause ich am Tarn entlang. Er hat vom Gewitter hinein gespülten Schlamm eine rote Farbe angenommen.
In Ambialet wechsele ich das Tarnufer und sause wieder in Fließrichtung. Das Sausen wird bald verhaltener, denn die Strecke wird richtig schmal und kurvig. So umrunde ich zwei große Flußschleifen des Tarn.
Über Crespinet und la Cirque kehre ich nach Ambialet zurück, wo der Blick eine weitere große Schleife, die Presqu’île (Halbinsel) d’Ambialet, erfasst.
Nach einer weiteren der ehemaligen Bahnbrücken und gleich drauf ein schmaler Tunnel habe ich freie Fahrt am Nordufer.
Die Brücke nach Villeneuve ist die nächst mögliche Flußquerung. Auch hier nehme ich die Route am Südufer wieder zurück bis fast nach Ambialet.
Kurz vorher biege ich weg vom Fluß. Die schöne D94 trägt mich nach Alban zurück. 254km
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13. Tag 8.9.2013
Der Morgen erwartet mich grau in grau. Das Grauen! Nebel und feiner Nieselregen vermiesen bzw. sabotieren die heutige Tagestour. Also lesen, Tee kochen, Frühstücken, lesen, Abendessen kochen, Tee kochen, lesen. Erst am späten Nachmittag hört es endgültig auf zu Nieseln und gegen 17 Uhr kommt sogar minutenweise die wärmende Sonne durch. 0km
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14. Tag 9.9.2013
Ich krabbele aus dem Zelt und die seit zwei Tagen schmerzlich vermisste Sonne lacht am Himmel.
Gleich mache ich mich fahrbereit, denn schließlich wartet noch ein Stück Tarntal auf mich. Diesmal springt der Boxer ohne Sperenzien an.
Ich kaufe mir am Ortsausgang von Alban mein Baguette und dann weiter auf der breiten D999. Ich brauche ein wenig heute Morgen um in Schwung zu kommen und da ist eine solche Straße genau richtig.
Von hier oben sehe ich auch, daß das Tarntal noch unter einer Wolkendecke liegt. Von daher gar nicht verkehrt, erst mal ein paar Kilometer auf den Höhen zu machen.
Das zeigt sich beim Durchqueren des Rancetals. Die weiten Serpentinen hinunter stecke ich ruck-zuck in der Suppe. Erst mit dem Gegenhang kommt die Sonne wieder.
Fünfzehn Kilometer später biege ich in Richtung Tarn nach Norden ab. Nicht weit führt ein schmales Band über einen Hügelkamm. Hinter Le Viala komme ich wie schon vor ein paar Tagen zum Dourdou. Den flott abwärts gerauscht und nach rund sechzig Kilometern sehe ich dann das erste Mal den Tarn. Hier hat es mittlerweile die Wolken größtenteils aufgelöst und die Sonne kommt zusehends mehr heraus. Ich bleibe direkt am Fluß, soweit es die Straße hergibt. Auch hier ist das Gewässer immer wieder von kleinen Talsperren aufgestaut wie der von La Jourdanie.
Ich komme zum Kraftwerk von Pouget, dessen zwei dicke Fallrohre den Hang hinunter laufen und der unmittelbar dahinter liegenden Staustufe Le Truel.
Ein Stückchen weiter überspannt eine wunderhübsche alte Hängebrücke, die Pont de Verdalle, den gestauten Tarn.
Hier muß ich drüber fahren. Die Route entlang des Nordufers sorgt für einen tollen Blick hinauf zur Notre-Dame du Désert, einer Kapelle auf den Höhen des Südufers.
Nicht weit und es geht steil die Tallehne hinauf. Oben liegt der kleine Ort Ayssènes. Hier soll es zwar eine Aussichtsplattform geben, aber man darf während der Sommermonate nicht in den Ort fahren und zum Laufen ist es mir zu weit.
Ich vergnüge mich lieber auf dem immer schmaler werdenden Gäßchen. Vabrette ist einer der Orte, die auf schmale Vorsprünge in den Hängen errichtet wurden. In Coudols, dem nächsten dieser Orte, muß ich in mehreren engen Schleifen hindurch. Drüben vom Gegenhang bietet sich noch mal ein schöner Gesamtanblick.
Obwohl es ausgeschlossen scheint, wird der Weg noch enger. Rechts und links ragen Büsche in die Fahrbahn. Langsam schlängelt es sich wieder bergab zum Tarn hin.
Nur 3,5km von der Hängebrücke entfernt komme ich wieder zum Fluß bei der Barrage de Pinet. Nach einer Schleife von sage und schreibe 29km.
Ich setze meine Fahrt am Tarn fort. Wobei die Straße an Höhe über dem Wasserspiegel gewinnt. Denn unten im engen schluchtartigen Tal ist kein Platz neben dem Fluß.
An einer besonders guten Aussicht ist ein kleiner Rastplatz angelegt. So kann ich beides, mein Picknick und das Panorama genießen.
Der nächste Stop ist unterhalb von St-Rome-de-Tarn. Ein kleiner Wasserfall ergießt sich von den Felsen direkt in den Fluß.
Da ich das Stück Tarn entlang bis Millau schon in der Vergangenheit mehr als ein Mal gefahren bin, breche ich hier die Tarnexpedition ab und brumme den Berg hinauf. Tolle Kurven, guter Belag, da bekommen auch die äußeren Ränder der Reifen zu tun.
Oben wartet noch als Überraschung ein Aussichtspunkt mit Blick auf das Viaduc-de-Millau. Die filigrane Konstruktion ist immer wieder ein toller Anblick.
Auf der Hochfläche angekommen nehme ich die nicht minder kurvige D44. Über Villefranche-de-Panat brause ich bis Requista. Dort kann ich bei einem Supermarkt den Tank füllen. Zwar ist geschlossen, aber wie ich schon letztes Jahr feststellen konnte, funktionieren mittlerweile nichtfranzösische Kreditkarten offenbar flächendeckend.
Bleibt nur noch zurück nach Alban zu kommen. Das bedeutet die Durchquerung des Tarntals. Bald finde ich auch schon die passende Strecke. Ein kurzes Stück hinter Requista biege ich ab. Über Albinac und Cadix tauche ich immer tiefer ab. Von oben konnte ich Alban schon in 10...12km Luftlinie ausmachen. Auf der Autobahn wären das so 4...5 Minuten. Hier dauert es über eine halbe Stunde herausfordernde, aber vergnügliche Kurbelei. Bei Villeneuve nutze ich die einzige Brücke über den Tarn weit und breit. Hier ist der Fluß noch in seinem ursprünglichen, nicht aufgestauten Zustand.
Drüben nehme ich diesmal den Weg über St-Andre. Der belohnt mich noch mit einer guten Aussicht hinunter ins Tarn-Tal. 204km
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15. Tag 10.9.2013
In der Nacht hat es einige Male geregnet. Ich wache schon früh auf. Als ich zum Waschen gehe ist es gerade mal 7:25 Uhr. Es ist leicht neblig und bedeckt, aber zumindest regnet es nicht.
Das nasse Zelt einzupacken ist nicht gerade die wahre Freude. Aber gegen halb Neun ist alles unter Dach und Fach bzw. in Koffern und Packsack.
Sogar die ersten Lücken in der Wolkendecke zeigen sich als ich die D999 in Richtung St-Affrique nehme. Heute sieht man sogar etwas beim Durchqueren des Rancetals.
Die ziemlich verkehrsreiche Durchfahrt von St-Affrique hinter mir, dauert es nicht mehr lange und ich fahre auf die A89 nach Norden auf. Kurze Zeit später zeigen sich voraus die sieben "Segel" des Viaduc-de-Millau. Denn die an den sieben Pylonen gespannten Schrägseile erinnern mich immer an Segel im Wind.
Ich fahre drüber. Millau liegt tief unten im Tarntal in der Morgensonne.
Kurze Zeit später kommt die Mautstelle für den Brückenzoll. Ich stecke die Karte rein und bin überrascht, das sie sofort wieder raus kommt. Doch die Schranke öffnet sich - Brückenzoll dieses Jahr € 4,40 - und ich brumme auf der Autobahn gen Norden.
Es ist recht kühl, zumal öfters dicke Wolken die Sonne verdecken. Auch verläuft die Autobahn teilweise bis 1121m Höhe.
Ich strebe immer weiter. Bekanntes taucht auf. Das Viaduc-de-Garabit, die Monts du Cantal, Massiac mit seiner Kapelle hoch auf dem Felsen und schließlich - in Wolken - der Puy-de-Dôme.
Zeit von der Autobahn abzufahren und die Landstraße in Richtung Thiers zu nehmen. Kurz hinter der Autobahn mache ich eine kurze Rast in der Sonne.
Doch von Nordosten, genau da wo ich hin will, kommen dunkle Wolken heran. Kurz vor Thiers fängt es an und in Thiers rauscht ein dicker Schauer herunter. So dick, daß ich weder Schilder noch Karte richtig sehen kann und erst mal 5km in die falsche Richtung fahre. Ich kehre um und komme auf die richtige Bahn. Einige Kilometer später hört es auf und nur noch die nasse Straße und die feuchten Handschuhe stören ein bißchen.
Bei Chabreloche verlasse ich die breite und recht viel befahrene Rue Nationale. Bis St-Just-en-Chevalet ist die Bahn noch recht gerade, aber beim Abstieg von den Monts de la Madeleine hinunter ins Loiretal muß ich manch Kurve zirkeln. Mittlerweile ist aber auch die Strecke trocken. Ich wühle mich quer durch Roanne und dann noch ein Stück nach Norden.
Am Ortseingang von Charlieu versorge ich mich mit Lebensmitteln und Sprit. Dann nur noch zum Zeltplatz, auf dem ich letztes Jahr schon war. Zum Glück scheint am Nachmittag meistens die Sonne, so das ich das Zelt trocknen und mich gründlich durchwärmen kann. 419km
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16. Tag 11.9.2013
Es ist kühl am Morgen und vom Tau ist alles feucht.
Der Himmel ist größtenteils bedeckt, aber einige Lücken lassen auch die Sonne durchblitzen.
Da ich die östlichen Hügel schon letztes Jahr erkundet hatte, fahre ich quer durchs Loiretal zu den Monts de la Madeleine. Unterwegs komme ich an der Abtei von La Bénisson-Dieu vorbei.
Nach rund 25km bin ich am Fuß der Bergkette und die Strecke hinter St-Haon-de-Vieux steigt steil an.
Beim Croix du Sud komme ich raus und nehme von hier die südliche Abfahrt in Richtung Roanne. Doch bevor ich die Berge verlasse, kommt die Wende. Wenige Minuten später bin ich an der Basis der beiden Talsperren, die sich hier befinden, angelangt.
Die Barrage du Chartrain ist eine ziemlich hohe Betonsperrmauer. Zumindest ergibt sich dieser Eindruck von unten. Ich laufe ein wenig bis auf halbe Höhe.
Der Zugang zur Basis der Barrage de Rouchain gleich nebenan ist leider durch Bauarbeiten verwehrt. Aber bei dieser Talsperre kann man oben an der Krone vorbeifahren, was ich jetzt auch tue.
Ein kleines Sträßchen bringt mich nach Süden und höher in die Berge. Doch es wird auch spürbar kälter je höher ich komme.
Vorbei an einem Denkmal für die Résistance komme ich nach La Loge des Gardes, einem Wintersportgebiet, das aber im Gegensatz zu manch anderem französischen Skigebiet angepasst im Wald liegt. Hier sieht es verdammt düster aus und die tiefhängenden Wolken wollen mir gar nicht gefallen.
Also weitergebraust und auf flotten Windungen durch den dichten Wald. Kurz vor St-Clément fallen sogar eine handvoll kleine Tropfen aufs Visier. Ich ändere den Kurs wieder zurück in Richtung Loiretal. Dafür muß ich aber nochmal die kalten Höhen überqueren. Über St-Nicolas-des-Biefs kurbele ich leicht fröstelnd zum Croix du Sud. Von hier beginne ich die Abfahrt an den Fuß der Berge.
In Ambierle schaue ich mir kurz die dort befindliche Abteikirche an. Wie viele Kirchen in dieser Gegend hat sie ein Dach aus bunten Ziegeln.
Auf kleinen Wegen komme ich vom Ort zur D8 zurück. Vor Changy schlage ich mich auf die Gäßchen zwischen den Gehöften. Irgendwann treffe ich wieder eine etwas breitere Bahn. Ich umfahre den Forêt de Lepinasse im Norden. Von den Bergen sah die Gegend hier recht flach aus, aber ich merke schnell, daß es auch hier genug Hügel gibt, die manch Kurve der Straße nötig machen.
Schließlich komme ich wieder in La Bénisson-Dieu raus. Da es mittlerweile komplett bedeckt ist und mir immer noch lausig kalt ist, rolle ich die paar Kilometer zum Zelt zurück. 153km
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17. Tag 12.9.2013
In der Nacht hat es natürlich geregnet. Mehrere Male prasselten die ungeliebten Tropfen auf die Zeltplane.
Als ich mich Viertel nach Sieben aus dem Schlafsack schäle ist es wenigstens von oben trocken. Und es sieht sogar einigermaßen hell aus.
Nachdem ich wieder alles Gepäck aufgeschnallt und verzurrt habe rolle ich los.
Erst entlang des Loiretals, dann über Paray und an Montceau vorbei. Weiter folge ich auf einer kleineren Strecke immer dem Ufer des Canal du Centre bis 12km vor Beaune.
Vor Dijon fallen ein paar Tropfen vom Himmel, aber schon auf der Schnellstraße rund um die Großstadt ist wieder alles trocken.
Bei Langres tanke ich voll - am selben Supermarkt wie auf der Hinfahrt - und gehe die letzten 400km an.
Maas- und Moseltal fliegen vorbei. Ich bin noch nicht richtig in Deutschland, als bei Kaiserslautern ein dicker Schauer auf mich runterprasselt.
Auf dem letzten Stück ist wieder schönes Wetter und ich bin wieder trocken.
Noch ein Stau auf A67 und dann begrüßt mich Darmstadt mit einer dunklen Wolke und einem letzten ordentlichem Schauer. 681km
Hier geht es noch zu den restlichen, nicht im Bericht eingebauten Bildern.
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© By Kurt Pfeffer September - November 2013
Überarbeitet im April 2016
Tagesrouten auf GPX umgestellt im Juli 2019
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