Burgund 2016

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1. Tag 24.8.2016

Ich lasse mir am Morgen viel Zeit. Erst gegen halb Zehn gehe ich zum Motorrad. Das wartet schon gepackt seit gestern Abend.
Durch Darmstadt rolle ich zur Autobahn. Die A67, A6, A61 und endlich noch die A65 bis Edenkoben.
Durch die engen mit Weinstöcken gesäumten Gassen geht es durch den Ort. Gleich dahinter steigt die schmale Gasse bald an. Schön durch den Wald, gelegentlich ein Ausblick stimmen mich ein.
Ein kurzes Stück durch ein kleines Tal, dann geht es scharf rechts hinauf Richtung Ramberg. Bald wird die Landschaft ein wenig weitläufiger.
Die nervige B10 verlasse ich schon bei Annweiler. Über die Dörfer fährt es sich wesentlich entspannter. Bald grüßt die Burg Berwartstein von ihrem Hügel. Erinnerungen an die Frühjahrstour werden wach. So soll es mir heute noch einige Male im Verlauf der Fahrt gehen.
Hinter Nothweiler nehme ich die im Frühjahr wegen einer Baustelle gesperrte Route hinüber nach Frankreich, welches unmittelbar am Ortsrand beginnt.
Weiter geht es nach Westen parallel zur Grenze bis kurz vor Sturzelbronn. Dort biege ich nach Süden ab und suche mir eine RF (Route Forestière). Die trägt mich durch den Wald vorbei am Chateau de Waldeck, dessen Turm zu mir herüber grüßt.
Ein weiterer Hüpfer und ich bin im Nördlichen Zinseltal. Bei Mouterhouse verlasse ich es aber schon wieder und folge der schmalen D36b bis hoch zum Zwölfapostelstein.

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Ein Blick auf die Uhr zeigt 12:30. Ich bin viel zu schnell vorangekommen ;-)
Also sind noch ein paar Schleifen angesagt. Die Erste beginnt nicht weit nach Südwest. Gerade noch rechtzeitig kann ich den Blinker zur Einfahrt auf die RF in Richtung Saegemuehle setzen. Die ist in ziemlich schlechtem Zustand. Obendrein nach 200...300m von einem recht neuen Schild gesperrt. Das hab ich doch glatt übersehen!
So holpere ich einige Kilometer über die Asphaltreste. In Wildenguth ist der Belag wieder eben. Über Reipertswiller geht es nach Wimmenau. Gleich am westlichen Ortsausgang verschwinde ich in die nächste RF.
Die begleitet mich eine ordentliche Strecke bis Erckartswiller. Ein wirklich einsamer Ort mitten in den grünen Hügeln der Nordvogesen.
Weiter nach Westen treffe ich dann doch wieder mal eine Straße mit Mittelstrich. Bald rolle ich durch die Häuser von La Petite-Pierre. Das Tal hinunter fährt sich fast so gut wie im Frühjahr. Nur das Gepäck am Heck macht sich etwas schwerfällig bemerkbar.
Doch die Abfahrt über den Col de Saverne macht trotzdem Spaß. In der Stadt nutze ich die Möglichkeit und fülle den Tank auf.
Anschließend hinauf nach Haut-Barr. Aber ich nehme in der einzigen Kehre die RF, die hier beginnt. Nicht weit liegt der Hexentisch. Eine Rast ist schon lange fällig. Zumal der große runde Tisch, der hier steht, im Schatten liegt.

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Denn es ist heute kein Wölkchen am azurblauen Himmel und die Temperaturen klettern schwungvoll in Richtung größer 30°C.
Nach einer Weile geht es weiter auf der RF durch den Forêt de Saverne. Weite Kurven schlängeln sich im dichten Wald. Noch ein Stück nach Süden, dann stoße ich auf die D98d. Über Hellert und Haselbourg komme ich ins Zorntal.
Der heute vorgesehene Camping ist keine 2,5km von hier. Aber es ist noch viel zu früh, um mit Fahren aufzuhören.
Daher nehme ich die Gegenrichtung. Hoch nach Dabo, vorbei am Dagsburger Felsen bis Obersteigen. In Engenthal betrete ich mal wieder Neuland. Die Route nach Windsbourg ist schön zu fahren. Hinter dem Ort geht die Strecke in eine RF über. Gute 20km führt sie mich bergauf und bergab durch die Wälder. Bei Grand Soldat schließlich ist sie zu Ende.
Die letzten Stationen für heute sind schnell abgespult. Abreschviller, Walscheid, Sitifort, Guntzviller, Arzviller und noch St-Louis. Vorbei am Schiffshebewerk, wo heute der Parkplatz gut gefüllt ist, noch das letzte Teilstück Zorntal. Dann bin ich am Ziel, dem Camping du Plan Incliné. Schnell das Zelt aufgebaut, dann schwinge ich mich in den zugehörigen Pool. Zisch! 358km  Bild

2. Tag 25.8.2016

Ich hab ganz gut geschlafen. Dank Ohrenstöpsel hat weder die Straße noch die Bahn oder Sonstiges gestört.
Gegen Acht stehe ich auf. Ne kurze Wäsche, dann mache ich mich fahrbereit. Das Mopped ist mit Tau bedeckt. Die Sonne ist scheint so früh nur durch ein paar Baumlücken auf den Platz. Aber der wolkenlose Himmel verspricht wieder einen sonnigen und heißen Tag.
Das erste Ziel ist gleich erreicht. Ich mache einen Abstecher zu einem Abschnitt der alten Schleusentreppe, die in der Zeit vor dem Schiffshebewerk mit 17 Schleusen hier das Tal hinaufführte. Schön liegt der alte Kanal in der Morgensonne.

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Das Gleiche gilt für das Ostportal des Kanaltunnels von Arzviller. Das sehe ich heute schon das dritte Mal binnen eines dreiviertel Jahres in live. Aber ein weiteres Foto ist immer drin. Zumal es so schön im Licht liegt wie heute Morgen, was bei den vergangenen Besuchen nie so gut war.

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Durch Arzviller und über eine löchrige Nebenstrecke komme ich zum 2310m entfernten Westportal. Hier muß ich hinunter zum Tunnelniveau stiefeln. Das Westportal liegt natürlich noch im Schatten. Parallel neben dem Kanaltunnel kommt hier eine Bahnstrecke aus dem Nachbartunnel.

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Ein Tuckern im Kanaltunnel kündet ein Schiff an, lange bevor es sichtbar wird. Der Skipper grüßt mich mit lässig erhobener Hand.
Der nächste Tunnel ist nicht weit. Auch hier ist wieder Fußarbeit hinunter zum Tunnelmund gefragt. Der Kanaltunnel von Niderviller ist mit seinen 480m deutlich kürzer als der von Arzviller. Hier ist das Licht auf der anderen Seite recht nahe.
Der Aufstieg zum Mopped treibt mir in der beginnenden Tageshitze schon den ersten Schweiß auf die Stirn. Das hindert mich aber nicht auch das Westportal des Niderviller Tunnels zu besuchen.

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Ich versuche mich weiter entlang des Kanals zu halten. Doch die Strecke entfernt sich meist. Nur in Schneckenbusch und Hesse sehe bzw. überquere ich das Gewässer.
Hinter Hesse stoße ich auf eine breitere Straße. Nicht weit entfernt überquert der Kanal mit einer Brücke die Straße und auch den kleinen Fluß - es ist übrigens die Saar. Doch es gibt keine Möglichkeit mal für ein Foto anzuhalten. Die Straße wird von Leitplanken gesäumt. Aber ich habe einen Feldweg gesehen, der, so hoffe ich, rauf zum Kanal führt.
Kein vorhandenes Sperrschild macht ihn zum heißen Kandidaten. Und meine Hoffnung wird nicht enttäuscht. Höchstens 100m von der Brücke entfernt erreiche ich das Kanalufer. So kann ich die Brücke zumindest ausführlich von oben anschauen.
Über Lorquin, Hertzing komme ich kurz vor Gondrexange wieder zum Kanal. Der verläuft hier neben einem See. Wunderschön spiegelt sich der wolkenlos blaue Himmel in der Wasserfläche.

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Das nächste Ziel erreiche ich hinter Réchicourt-le-Château. Ein mit frischem Splitt versehener Stichweg bringt mich zu einem kleinen Parkplatz. Ich kann das Mopped im Schatten parken. Nur 3 Minuten Fußweg sind es von hier zu Frankreichs höchster Kanalschleuse der Freycinet-Klasse. Ich blicke über das Geländer in das Schleusenbecken. Doch ich muß mich sehr weit vorbeugen, damit ich den Wasserspiegel in rund 16m Tiefe sehen kann. Ein beängstigend tiefes Loch. Unten fährt gerade ein Schiff hinein. Während das Wasser einströmt, gehe ich zum unteren Kanalende mit dem jetzt geschlossenen Tor. Und noch bevor der gesamte Schleus­vor­gang ab­ge­schlossen ist, bin ich wieder zurück am Scheusenbecken, wo das Schiff jetzt aus der Tiefe gehoben wird. Das obere Tor geht auf und das Schiff verläßt die Schleusenkammer.

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Auf dem Weg nach Norden komme ich immer wieder an kleinen Seen vorbei. Manchmal ein einsamer Angler, bei Rhodes kreuzen einige kleine Segelboote auf dem Wasser. Als ich in Richtung Sarrebourg abbiege, komme ich noch über den Canal des Houillères de la Sarre (Saarkanal).
Dann kommt Sarrebourg. Bei einem großen Markt besorge ich mir zwei Landkarten und eine Flasche Wasser, denn mein Vorrat geht zur Neige.
Ich überlege, wie ich der Hitze etwas entkommen kann. Da fällt mein Blick auf die Silhouette des Donon in der Ferne. Bei Hesse nochmal den Kanal gekreuzt, tauche ich hinter Abreschviller in den kühlen Wald ein. Immer parallel der Roten Saar geht es bergan. Rund 20km später bin ich am Col de Donon. Doch ich fahre gleich weiter. In der Nähe gibt es nahe eines Soldatenfriedhofs einen schönen Rastplatz auf einer Wiese im Schatten des Waldrandes. Hier lasse ich mich nieder.
Doch schon bald schlendere ich die paar Meter hinüber zum Friedhof. Französische Soldaten beider Weltkriege liegen hier begraben.

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Zurück am Waldrand lege ich mich lang. Lese ein bißchen, döse ein wenig.
Anderthalb Stunden später starte ich wieder. Hinab in Richtung Raon-l’Étape wird es schnell heißer. Ich mache einen Abstecher über Pierre-Percée. Unterhalb des Ortes verläuft die Strecke an einem Seeufer entlang. Parkende Autos befinden sich an vielen Stellen. Bei dem den See stauenden Damm halte ich an. Ein paar Fotos, dann aber schnell wieder in den Fahrtwind.

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Zu schnell erreiche ich die breite Strecke hinunter nach Raon. Doch ich wollte eigentlich eine der RF bemühen. Bald finde ich auch den Einstieg zu der Schotterstrecke. Nach einiger Zeit steht noch ein verschmutztes Sperrschild. Wer soll denn das erkennen können ;-)
Ich stoße auf eine asphaltierte RF, die trägt mich durch dem Wald bis Fenneviller. In Bréménil nehme ich eine kleine Schleife über St-Sauveur. Schön kurvig durch dichten Forst. Auch der Hüpfer über den Berg vom Tal der Weißen Saar zur Roten Saar ist sehens- bzw. fahrenswert.
Ab Abreschviller nehme ich den Kurs von gestern Nachmittag auf. Nur zum Schluß statt am Plan Incliné nochmal am Ostportal des Arzviller Kanaltunnels vorbei hinab durch das Vallée des Éclusiers - das Tal der Schleusenwärter. 210km  Bild

3. Tag 26.8.2016

Gegen Acht bin ich endgültig wach. Ich döse noch ein paar Minuten bevor ich mich aufraffe. Nach dem Waschen hole ich mir das gestern Abend bestellte Baguette beim Campingbüro ab und frühstücke erst mal. Die Sonne kommt, wie ich schon gestern festgestellt habe, erst recht spät über die Baumreihe im Osten. Ich lasse das Zelt soweit wie möglich vom Tau trocknen.
Es ist wohl bereits zehn Uhr als ich alles Gepäck aufgeschnallt habe und losbrumme. Es ist schon wieder reichlich warm.
Deshalb peile ich wieder den Donon an. Zur Abwechslung über Sparsbrod und Hommert. Dann wie gestern Nachmittag über Sitifort, Walscheid, St-Quirin. Hoch zum Donon nehme ich dieses Mal das Tal der Weißen Saar. Die Gasse ist deutlich breiter und im unteren Teil noch moderat kurvig. Erst der Anstieg zum Schluß läßt die Kurvenradien deutlich enger werden.
Für die Abfahrt vom Donon nehme ich eine RF. In südwestlicher Richtung geht es von einem Anstieg aufgelockert immer bergab durch den Wald. So läßt sich die Hitze gut ertragen. Erst ab La Petite-Raon wird der Verkehr dichter. Eine Automatentankstelle erinnert mich an die fast 390km auf dem Tageskilometerzähler. Also fülle ich das Faß auf. Selbst die knapp 10 Minuten Stillstand lassen einem im Saft schmoren.
Also weiter. Der Weg nach Rambervillers wird durch eine Umleitung aufgelockert. So wird es nichts mit dem Col de la Chipotte. Doch der Col du Haut du Bois ist auch ganz nett zu fahren.
In Moyemont zweige ich auf schmale Kommunalsträßchen ab. Fast so gut wie eine RF, nur durchs Feld statt Wald. Hier werden gerade neue Windkraftanlagen aufgebaut.

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Die Kommunalen begleiten mich bis Damas-aux-Bois. Hier folgt eine lange Strecke durch den Wald. Oft gerade, dann mal wieder eine überraschende Kurve. Kurz vor Charmes liegt ein Britischer Soldatenfriedhof (1914-18) am Straßenrand. Ich lese ein paar Inschriften auf den Grabsteinen. Viele der Toten waren gerade mal 18...19 Jahre alt.

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In Charmes überquere ich die schon recht stattliche Mosel und gleich darauf den Canal de l’Est. Doch es ist mir zu heiß, um auch nur für ein Foto zu stoppen.
Mein nächstes Ziel - der Eintrag in der Karte hat mich neugierig gemacht - kommt schon aus großer Entfernung auf einem Hügel in den Blick. Bis dorthin brauche ich noch einige Umdrehungen des Gasgriffs. Zum Schluß muß sich der Motor beim Anstieg hoch zum Hügel von Sion (Colline de Sion) noch mal ins Zeug legen.
Die von mir vermutete Solo-Madonnenstatue hat eine ganze Kirche unter sich, die Basilika Notre-Dame de Sion.

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Rundum liegen die Gebäude eines Klosters und ein paar Häuser. Der schön im Schatten einer Baumallee angelegte Fußweg bringt mich neben weiten Ausblicken über die tieferliegende wellige Landschaft auch noch zu einem weiteren Denkmal - wohl der Heilige Joseph mit dem jugendlichen Christus.

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Nach der Besichtigung fahre ich auf dem Hügelkamm am Signal de Vaudémont vorbei, mit 541m dem höchsten Punkt des Colline de Sion. Hier wurde etwas abseits der Straße eine Säule für den umstrittenen Schriftsteller Maurice Barrès errichtet.

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Im Gegensatz zum schattigen Park bei der Basilika diesmal in der prallen Sonne. Ich stapfe aber trotzdem die vielleicht 100m zu der Säule, dahinter fällt die Landschaft ab und wie schon vorhin kann man weit über die wellige Landschaft Lothringens sehen.
Den Weg Richtung Neufchâteau "muß" ich mir durch ein Gewirr aus kleinen und mittleren Straßen suchen. Neufchâteau durchquere ich recht zielsicher. Nur eine Sperrung bei der Ausfallstrecke nach Chaumont bedarf einen Blick in die Karte. Die D74A bringt mich wieder auf die gewünschte Route. Eine Raddraisinenstrecke begleitet die sonst öde gerade Fahrbahn. Zu sehen ist aber keiner, der sich per Raddraisine bewegen würde.
In Andelot-Blancheville geht es auf eine Nebenstrecke, die sich schon schöner fährt. Ab Bologne geht es schnurgerade über ein paar Wellen nach Süden, wo die Route schließlich den Canal Entre Champagne et Bourgogne - früher Canal de la Marne à la Saône genannt - überquert. Fast hätte ich die Stelle verpasst. Denn nur 200m von der Straße unterquert der Kanal per Tunnel einen Hügel. Übrigens der einzige Kanaltunnel Frankreichs der gleichzeitig in beide Richtungen befahren werden kann.
Ich schaue mir auch noch das Südportal an. Dorthin komme ich mit einer Schleife durch den Ort Condes. Eine wirklich steile Treppe führt hinunter an das Kanalufer.

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Im nahen Chaumont kurve ich einem Supermarktschild nach. Noch ein paar Kleinigkeiten für heute Abend. Vor allem ein paar Bierchen.
Nach dem Einkauf muß ich durch die ganze Stadt. Doch es geht besser als ich dachte. Ein riesiges Eisenbahnviadukt hilft mir bei der Orientierung. Dann ist die Route nach Arc-en-Barrois erreicht. Bis zur querverlaufenden A5 noch mit einigen LKW gewürzt, danach aber mit freier Fahrt.
Den Camping in Arc finde ich dank vorheriger Webrecherche auf Anhieb. Auch ein Platz im Schatten ist frei.
Nur der Pool fehlt, aber die Dusche ist temperaturmässig einstellbar. Fast genau so gut. 306km Bild

4. Tag 27.8.2016

Heute bin ich mal schon kurz nach halb Acht aufgestanden. Es verspricht wieder ein heißer Tag zu werden.
Das erste Ziel ist auf der Landstraße nach Osten schnell erreicht. Das Schild "Dolmens" zieht mich auf den Waldweg. Nach höchstens 200m stehe ich vor einer Schranke. Da nicht zu sehen ist wie weit es ist und die Schranke sich auch öffnen läßt, tue ich dies auch. Doch das nächste Schild kommt kaum 100m weiter und zeigt in einen recht schmalen verwachsenen Weg. Auf dem sind es auch noch so 100m, dann ist das pilzförmige Steingebilde erreicht.

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Der Dolmen du Champ-des-Perches hat wenig mit meiner Vorstellung eines Dolmen zu tun, außer das Steine aufeinander gestapelt sind.
Über Giey-sur-Aujon und Rouvres geht es hinter Gurgy-la-Ville auf kleinen Sträßchen zick-zack. Flankiert von Wiesen und Stoppeläckern mit den großen Heu- und Strohrollen.
Nur dank vorheriger Recherche zu Hause biege ich schließlich in den richtigen Waldweg ein. Eigentlich hab ich wenig Hoffnung den Menhir La Pierre qui Vire zu finden, aber dank zweier kleiner unscheinbarer Schilder entdecke ich ihn am Ende eines kurzen Fußwegs, der vom Waldweg abzweigt.

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Das Material des Steins ist nicht der sonst übliche harte Fels sondern ein recht bröckeliges Gestein. Rund um den Fuß liegen schon abgefallene Brocken.
In Recey-sur-Ource bekomme ich im Ortskern auch mein Baguette. Die Bäckerei in Arc-en-Barrois sah heute Morgen sehr geschlossen aus.
Auf schmalen Wegen nähere ich mich Aignay-le-Duc. Gleich am Ortsanfang zweigt ein Weg ins Feld ab. Nach einem guten Kilometer steht hier auch ein Menhir - der Menhir de Pierre-Fiche - am Wegesrand.

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Den Weg weiter gestaubt komme ich wieder auf die Straße kurz vor dem Ort zurück. Also Aignay die Zweite. Enge Gassen im Ort bilden die Durchfahrt nach Étalante. Hier ist der Wegweiser auf die Source de la Coquille kaum zu übersehen. Vom kleinen Parkplatz am Ende des Wegs sind es höchstens 200m immer im Schatten zu laufen. Dann steht man in einem kleinen Felsenkessel, wo das Wasser aus der Öffnung einer Karstquelle quillt.

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Schön ist es hier unter den Bäumen. So mache ich mein Picknick und lese ein Kapitel bevor ich mich wieder trolle.
Es bleibt bei den kleinen Routen, die sich toll über die Wellen der Landschaft schlängeln. Ich komme in das das Tal der hier höchstens 15km jungen Seine. In Duesme bemühe ich hoch zu den Ruinen der Burg einen grasverwachsenen Feldweg.
Von dem Château mit den Ursprüngen im 12. Jahrhundert sind nur noch verwachsene Mauerreste übrig. Der Wohnturm im Burghof dürfte wesentlich neueren Ursprungs sein.

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Über Baigneux-les-Juifs nähere ich mich Alise-Ste-Reine. Doch vorher geht es nach Venarey-le-Laumes zum Tanken. Ich habe den Motor gerade wieder angeschmissen, da bin ich auch schon beim MuséoParc Alésia. Hinter dem runden Gebäude ist ein kleiner Abschnitt der beiden Belagerungsringwälle rekonstruiert worden, mit denen die Römer unter Julius Cäsar das auf dem nahen Mont Auxois befindliche Alésia eingeschlossen hatten.
Ich begnüge mich mit ein paar Fotos aus der Entfernung.

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Dann brumme ich durch Alise-Ste-Reine die steile Strecke hoch zur Statue des Vercingetorix, die hier oben auf dem Mont Auxois auf Veranlassung von Napoleon III errichtet wurde.

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Über einige Kurven durchfahre ich Flavigny-sur-Ozerain. Die Suche nach dem in der Karte eingezeichneten "Camp de César" endet vor einem Wald. Keine Hinweise oder Schilder und nach über 2000 Jahren liegt auch keine vergessene Bratpfanne herum.
Kurz hinter Pouillenay quere ich den Canal de Bourgogne. Mal wieder dient eine Schleuse als malerischer Blickfang.

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Mein Versuch einen Aussichtspunkt bei Mussy-la-Fosse zu erreichen wird von einer Schranke abgeschmettert. Dieses Mal mit Vorhängeschloß. Auch der Versuch auf den holprigen Wegen in Richtung Massingy-lèsSemur durchzukommen, endet weglos auf den Feldern.
Nachdem ich in Venarey noch was eingekauft habe - herrlich die Klimaanlage im Markt - kurve ich am Kanal nach Norden. Drei- viermal kreuze ich ihn auf kleinen Brücken. Zuletzt in Montbard.
Nicht weit ist die Abbaye de Fontenay auf der Karte mit drei Sternen ausgezeichnet. Grund genug mal vorbei zu schauen. Ich begnüge mich mit dem Blick durchs Tor. Neben den hübschen Gebäuden beeindruckt mich der riesige Baum, der im Innenhof der Abtei steht.

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Es wird langsam Zeit an den Rückweg zu denken. Als ich die Karte entfalte, sehe ich, daß der nicht der Kürzeste sein wird.
Doch die Strecken, die ich mir suche, sind vom Allerfeinsten. In Villaines-en-Duesmois stehen auf einer Wiese vier trutzige Türme im Geviert. Offensichtlich die Reste einer einst mächtigen Burg.

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Semond, Rochefort - auch hier steht ein großes Schoß auf einem Hügel oberhalb - Essarois, Leuglay, La Chaume, Aubepierre-sur-Aube. All die Orte werden von tollen Sträßchen verbunden. Teils durch Laubwald, dann wieder Felder oder Wiesen liegen am Rand. Die hügelige Landschaft zwingt den Strecken immer wieder einen kurvigen Verlauf auf.
Selbst das letzte Teilstück über einen Hügelkamm nach Arc-en-Barrois weist in der Hälfte eine enge Kehrenkombination auf. 265km Bild

5. Tag 28.8.2016

Nachdem Gestern am frühen Abend noch ein paar teils dunkle Wolken aufkamen, aber unverrichteter Dinge wieder abzogen, ist heute Morgen wieder alles wolkenlos.
Ich nehme die Eröffnung nach Nordwesten durch ein schönes Tal. Doch schon bald zieht mich eine Schotterstrecke auf Abwege durch den Forêt de Châteauvillain et d’Arc. So heißt er zumindest auf meiner Karte. Nach so 7...8km teils nicht ganz so tollem Untergrund - Löcher groß wie Waschbecken müssen umrundet werden - komme ich auf Asphalt. Der zieht sich schnurgerade bis Châteauvillain. Naja, zwei, drei langgestreckte Kurven waren es schon.
Im Ort stoppe ich bei einer Boulangerie am Straßenrand. Ein noch leicht warmes Baguette wandert in den Rucksack.
Die kleine Route nach Dinteville schlängelt sich typisch für die Gegend über die Wellen von Wald und Feld. Einfach traumhaft!

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Hinter Lanty-sur-Aube das gleiche Spiel bis Cunfin und weiter nach Autricourt. Die hübschen kleinen Gassen sind zum Verlieben.
In einem Bogen geht es um den Ort Essoyes herum. Kurz vor dem Örtchen Noé-les-Mallets komme ich auf einem Höhenrücken an einen Aussichtspunkt. Die letzte Zeit sind mir schon öfter Weinrebenfelder rechts und links aufgefallen. Nun kann man das Ganze noch mal von oben sehen.

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Plateau de Blu nennt sich anscheinend die Gegend. Nebenan steht ein alter Unterstand, der aus flachen Steinen errichtet wurde.
Die Route nach Viviers-sur-Artaut ist angeblich gesperrt. Ich vertraue auf den arbeitsfreien Sonntag und mein Glück. Und das läßt mich nicht im Stich. Problemlos kann die Baustelle nach dem Ort passiert werden.
Jetzt endlich komme ich durch Essoyes. Hinter dem Ort schlägt mich schon wieder ein Sträßchen durch den Wald in Bann. Diesmal noch mit Überraschungskurven als Extras. Erst ein Denkmal an einer Weggabelung bremst mich aus. Es ist dem Maquis von Grancey-Mussy gewidmet.

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In Mussy überquere ich die Seine und da ich nicht auf Anhieb die kleine Parallelstrecke am linken Flußufer finde ist sie gleich noch zweimal überquert.
Nahe Pothières ist eine Aussicht und ein Denkmal auf der Karte Grund genug für einen Abstecher. Ich brause den Berg auf einer kleinen Asphaltpiste hoch. Irgendwann bei einem großen Bauernhof setzt sich die Erkenntnis durch, daß ich das Denkmal wohl verpasst habe. Also auf dem Rückweg besser aufgepasst und siehe da ist es von Hecken verdeckt am Wegesrand. Auch nicht sehr groß wie ich zu meiner Verteidigung sagen muß. Auch dieses ist für die Résistance.

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Nur wenige Kilometer weiter hinter Vix geht es hoch zum Mont Lassois bzw. der Église St-Marcel. Aus den am Aussichtspunkt aufgestellten Tafeln werde ich zumindestens aussichtsmässig nicht ganz schlau. Hier wurden wohl in der Ebene Hügelgräber mit bedeutenden Funden ausgegraben.
Rund um die Kirche ist ein Friedhof. Teils uralte, teils neue Gräber mit vielen kleinen Täfelchen darauf umringen das Bauwerk.

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Von hier steuere ich Châtillon-s-Seine an. Schnell finde ich in der Stadt den kleinen Park. Hier soll es einen Menhir geben. Ich sehe alle möglichen Gedenksteine, ein Kriegerdenkmal, dann endlich am Ende auf einer kleinen Erhebung steht auch der gesuchte Menhir im Schatten der Bäume.

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Er scheint aus dem gleichen Material zu sein wie der Menhir La Pierre qui Vire bei Gurgy. Nach einer kleinen Schleife über die Seine komme ich zur Source de la Douix, einer großen Karstquelle.

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Das reichlich aus dem niedrigen Stollen fließende Wasser mündet schon keine 100m später in die Seine. Ein paar Minuten schaue ich dem Geplätscher zu, dann bin ich wieder stadtauswärts unterwegs.
Im Westen hab ich einen kleinen See ausgemacht. Natürlich Ehrensache, daß ich den nicht auf der breiten Départementstraße anfahre. In Poinçon-lès-Larrey verpasse ich die Auffahrt zu einer weiteren Kapelle. Aber sie ist auch für ein Foto vom Tal aus gut zu sehen.
Am Lac de Marcenay angekommen, schaue ich zuerst bei einem alten Gemäuer vorbei, das sich als Hochofen aus der Mitte des 18. Jahrhundert entpuppt, der hier am Seeufer liegt.

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Das Wasser wurde für die Betätigung des Gebläses verwendet.
Anschließend lege ich mich in den Schatten der Bäume ans Badeufer. Ich hatte erst überlegt mal rein zu hüpfen, aber es ist heute längst nicht so heiß wie die vergangenen Tage. Auch zieht öfter mal eine Wolke im kräftigen Wind vorbei und verdeckt die Sonne.
Ich ziehe aber die Stiefel aus. Dann folgt ein gemütliches Picknick und einige Seiten meines Lesestoffs. Eine ganze Weile später reiße ich mich ungern von dem schönen Platz los.
Über Bissey-la-Pierre, Balot und Ampilly-le-Sec reite ich wieder die kleinen gewundenen Bahnen. Hinter Buncey finde ich auch ohne einen Wegweiser den richtigen Einstieg auf eine bald geschotterte RF.
Etliche Radumdrehungen später rollen die Stollen wieder auf Teer. Noch eine kleine kurvige Querverbindung und dann komme ich auf einer pfeilgeraden Bahn - statt Kurven gibt es ein Auf und Ab - genau auf das Monument de la Forêt zu.

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Das Monument ist heute das dritte Denkmal für die Resistance. Es ist den 37 Gefallenen gewidmet, die bei einem Kampf am 10.6.44 getötet wurden. Der Jüngste, so lese ich auf der rückseitigen Tafel, war 16.
Weiter durch den Laubwald biege ich zum Val des Choues ab. Dort gibt es wohl eine alte Abtei. Bald stehe ich vor der fast talfüllenden Gebäudefront. Die Mauern sind recht abweisend. Und kräftig zu Läuten, wie es das Schild am Eingang empfiehlt, mag ich dann doch nicht.

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Der Weg aus dem riesigen Forêt de Châtillon bringt mich noch an einigen Teichen vorbei, die über und über mit Seerosen bedeckt sind.
Von Vanvey geht es in den nächsten Wald bis Louesme. Unterwegs ist Résistance-Denkmal Nummer 4 am Straßenrand.
Erst in Richtung La Chaume, dann ab nach Veuxhaulles-sur-Aube sind die kleinen Strecken meine Freunde. Das Aubetal entlang brause ich aufwärts bis Aubepierre, wo ich mal wieder ein nicht ausgeschildertes Sträßchen bergauf finde. Oben auf der Höhe ist dankenswerter Weise kein Verbotsschild am Eingang zum Schotterweg nach Arc-en-Barrois. Bis auf den ganz schön rauhen Mittelteil läßt er sich flott fahren.
In Arc angekommen drehe ich noch eine Runde durch das Städtchen, um eine Einkaufsmöglichkeit für die Zukunft zu finden. An den Durchgangsstraßen ist, wie ich schon gesehen habe, nix, aber im kleinen Kern scheint es ein Petit Casino zu geben. Allerdings werde ich das Geschäft bei meinem Aufenthalt nicht mehr geöffnet erleben. 255km Bild

6. Tag 29.8.2016

Schon kurz vor Acht sitze ich auf und schnurre los. Die Strecke nach Südosten fehlt noch in meinem Repertoire.
Halb von der tief stehenden Sonne geblendet schwinge ich gemütlich dahin. Zuerst ein wenig ohne Ziel, dann lese ich Auberive auf einem Wegweiser. Dort soll es eine Abtei geben und ein Baguette kann wohl auch rausspringen.
So vergehen zwanzig Minuten auf den kurvigen Wegen dorthin. An der Abtei komme ich gleich am Beginn des Ortes vorbei. Durch das schmiedeeiserne Tor sieht man nur das recht schmucklose Hauptgebäude. Alles geschlossen.
Für das Baguette muß ich in den Ortskern. Das Teil ist noch mehr als ofenwarm als ich es im Rucksack verstaue.
Hinter dem Ort geht es auf Schotterwege. Ich komme an einem Wildgehege vorbei. Doch keinerlei Tiere in Sicht. Ein Stück weiter verhindert ein Tor die Geradeausfahrt. Zum Glück gibt es eine kurvige Möglichkeit zur D428 zu kommen. Die habe ich kaum "betreten", da ist schon wieder Abbiegen auf die nächste Schottertour fällig.
Der Weg durch den Wald geht rauf und runter und ist auch schon nicht mehr der Beste. Schließlich Komme ich an eine Einmündung auf einen weiteren Schotterweg mitten im Grün. Die Aubequelle ist von hier ausgeschildert. Also fröhlich den Schildern nach, auch wenn der Weg kein Stück besser wird. Doch endlich komme ich aus dem Wald.

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Die Räder drehen wieder auf Asphalt und einen guten Kilometer weiter weist ein großes Schild auf die Aubequelle hin. Den Rain hinunter ist hier ein kleiner Tümpel aufgestaut über den ein Steg im Bogen führt.

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Hier scheint überall Wasser aus dem sumpfigen Talgrund zu kommen. Eine genaue Quelle ist nicht auszumachen. Nebenbei steht auch noch die Nachbildung einer alten Köhlerhütte hier.
Ich behalte die südöstliche Richtung bei. Schöne Routen zwischen Aujeurres, Leuchey und Courcelles-Val d’Esnoms. Kurz vor Prauthoy erinnert mich das Stottern des Motors daran auf Reserve zu schalten. Immerhin 452km sagt der Tageskilometerzähler. Bis in die Nähe von Langres müsste es allemal reichen, ohne das ich meine geplante Route ändern muß.
Bei Prauthoy sorgt eine Baustelle und ihre Umleitung dafür, daß ich komplett westlich um den Ort muß. Teils wurde die Umleitung extra dafür frisch geteert. Auf der D974 angekommen, kann ich endlich in den Ortskern rollen, um da meinen Weg wieder auf zu nehmen.
Vor Dommarien treffe ich auf den Canal Entre Champagne et Bourgogne, den ich zuletzt beim Tunnel von Condes gekreuzt habe.

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An dessen Verlauf orientiere ich mich jetzt auf dem Weg nach Norden. Hier ist nämlich die Scheitelhaltung des Kanals. Bei Heuilley-Cotton liegt das Südportal des Kanaltunnels von Balesmes. Ich komme durch den Ort zum Kanalufer und kann - zumindest gibt es kein Verbot - direkt entlang des Ostufers in Richtung Tunnelportal holpern. Der Weg ist schmal und uneben. Als das Portal in Sicht kommt, stelle ich die Maschine ab und tigere noch einige Meter am Kanal entlang. Aber schließlich muß ein Foto aus größerer Entfernung genug sein.

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Weiter zum Nordportal. Doch das ist einiges entfernt, 4820m Luft- bzw. Wasserlinie, um genau zu sein. Zwischendrin liegt noch die Quelle der Marne auf meinem Weg. Vom Parkplatz geht es einige Stufen über einen steilen Abbruch nach unten. Die Marne hat hier eine Quelle wie man sich das so vorstellt. Aus einem kleinen Gelaß plätschert ein stetes Bächlein.

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Durch Balesmes, dem ersten Ort an der Marne, komme ich nun auch zum zweiten Tunnelportal des Kanals. Via eines Feldwegs kann man bis oberhalb des Portals fahren. Nur die Treppen zur Kanalsohle hinunter sind Fußarbeit. Zum Glück ist es heute temperaturmässig sehr angenehm. Am frühen Morgen war es komplett wolkenlos, aber mittlerweile ziehen immer mehr harmlose Cumuluswolken.
Hier unten am Kanal hat man von dem schmalen Treidelpfad einen guten Blick auf die nördliche Tunnelöffnung.

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Auch kann man am Sperrgitter vorbei noch einen Blick in den Tunnel werfen.
Jetzt wird es aber Zeit an meinen leeren Tank zu denken. Durch Corlée will ich nach Sts-Geosmes, da ich dort einen großen Supermarkt von meiner Durchreise vor ein paar Jahren in Erinnerung habe. Aber "Route Barrée" heißt es. Doch ich verlasse mich wieder auf mein Glück und umkurve die Sperrgitter. Die Baustelle ist auf den letzten 200m vor dem Supermarkt, auf den ich direkt stoße und die drei Bauarbeiter, die dort rumstehen, schauen mich noch nicht mal an.
Es passen 23,8 Liter in den 26 Liter-Tank. Deutlich über 40km Restreichweite ;-)
Nun nehme ich den Weg direkt durch Langres. Ich habe erst Zweifel, ob man durch das enge Tor rein fahren darf, aber nicht gezögert. Ich durchquere einmal komplett den ganzen Ortskern auf einem Hügel. Am anderen Ende geht es wieder durch zwei schmale Durchlässe. Ich bleibe noch ein wenig unterhalb der Festungsmauern. Oben steht ein alter Waggon der einstigen Zahnradbahn von Langres.

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So langsam wird es Zeit für mein Picknick. Auf der Suche nach einem hübschen Plätzchen komme ich erst am Fort de Peigney vorbei. Doch muß man sich mit dem Eingangstor begnügen. Da dies abgeschlossen ist, kann man es nicht betreten. Dafür eröffnet sich in der Nähe vom Straßenrand ein Panorama, das Langres auf seinem Hügel zeigt. Weiter zum nahen Lac de la Liez. Aber in der Umgebung der Staumauer findet sich auch kein besonders hübscher Platz. Dafür gibt es einem hübschen Seeblick.

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Auch die nett anzuschauende Schleuse Écluse des Batailles - übrigens die erste Schleuse nördlich des Tunnels von Balesmes - bei der Kanalüberquerung hat keine Tischbankkombination zu bieten. Nördlich vorbei an Langres ist das Fort de la Pointe de Diamant oder auch Fort Defrance mein nächster Versuch. Aber auch hier "Fermé". Zumindest kann man von außerhalb der Bastion ganz gut hinein blicken.

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Endlich am Réservoir de la Mouche werde ich bezüglich meines Rastplatzes fündig. Als ich mir die Staumauer anschaue, entdecke ich auf einer großen Tafel einen eingezeichneten Platz an einem der Arme des Stausees. Und es ist ein guter Platz. Auf einer Bank kann man über den ganzen See bis zur Staumauer schauen. Enten quaken ab und zu. Dazu ein Wind, der den See etwas kräuselt. So kann man Baguette, Pâté und Käse genießen.
Später verfalle ich auf den Gedanken, den dünn eingezeichneten Weg zur D135 zu nehmen. Zu Beginn ist die Bezeichnung Weg auch noch berechtigt. Spätestens aber als sich ein wohl mindestens zehn Meter breiter Tümpel auf dem Weg gesammelt hat, ist die Bezeichnung Weg für die zwei ausgefahrenen Spuren fehl am Platz. Doch der Untergrund des Tümpels ist durch das klare Wasser zu sehen und da er steinig ist geht es durch die 25cm tiefe Lache. Später wird es immer schlechter. Eine saumäßige Matschstelle ist zum Glück nur anderthalb Meter lang. Mehr hätten meine TKC70 wohl auch mit Aufgabe quittiert. Doch ich erreiche schließlich die angestrebte D135.
Über Voisines, Ormancey und Marac komme ich nach Rolampont. Ein Stück weiter soll es eine besondere Quelle geben. Vom Parkplatz sind es unerwartete 400m zu Fuß. Dann befindet sich mitten im Wald eine Tuffsteinquelle. Das Wasser hat viele moosbewachsene Terrassen gebildet.

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Ein unerwarteter Fund für die Gegend. So etwas hätte ich eher in die Toskana versetzt.
Bei Vesaignes sehe ich mal wieder den Kanal. Bei einer der malerischen Schleusen überquere ich ihn auf einer kleinen Brücke.

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Immer in Richtung Chaumont kann man dem Kanal nicht recht folgen. Erst in Folain kreuze ich ihn wieder. Der Versuch eine geschotterte Waldroute zu befahren endet an einem "Privé" Schild. Also nehme ich die kleine Strecke nach Luzy-sur-Marne. In Verbiesles ist dann die letzte Kanalbrücke überquert. Ich fahre nach Chaumont hinein. Nach Einigem durch die Gassen irren finde ich auch einen Markt zum Einkaufen. Der Rückweg klappt problemlos. Ich finde auf Anhieb die Route nach Neuilly-sur-Suize. Auf dem Rückweg nach Arc-en-Barrois schlage ich noch einen Haken über Mormant. Dort drehe ich im Örtchen eine Runde um die hier befindliche alte Abtei.
Weitere kleine Gassen später laufe ich in Arc ein. 236km Bild

7. Tag 30.8.2016

Heute Morgen ist es etwas dunstig. Gegen Acht brumme ich in den Ort. Doch das Petit Casino, wo ich ein wenig Tagesproviant besorgen wollte, hat ausgerechnet heute geschlossen.
Also los. Wie gestern das Tal bis St-Loup-sur-Aujon. Hier im noch schattigen Tal ist der Dunst eher Nebel. Und der benetzt mein Visier mit feinsten Tröpfchen. So muß der Wischfinger alle paar Augenblicke in Aktion treten. Doch dort, wo die Sonne jetzt die Schatten verdrängt, lösen sich die letzten Nebelbänke zusehends binnen Minuten auf.

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Ich hoppele schon bald mit Begeisterung über die kleinen Sträßchen. Hinter St-Ciergues komme ich noch mal zur Staumauer des Réservoir de la Mouche. Und am frühen Morgen liegt auch die Mauerseite des Staudamms noch in der Sonne.

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Über Humes komme ich zur N19 bis Langres. Die nehme ich ein kleines Stück nach Süden. Dann ab nach Jorquenay. Hier soll eine bewegliche Brücke den Kanal überqueren. Aber außer den Schranken für den Fahrzeugverkehr ist nichts von der Konstruktion zu erkennen.
Über einen geschotterten Feldweg, der doch in meiner Karte eine D-Nummer hat, komme ich zum Fort de St-Menge. Doch auch hier ist der Haupteingang von einem eisernen Tor verschlossen. In einem Nebenwerk kann man auch nur wenig sehen. Wie auch die anderen Forts bisher, scheint es sich mittlerweile in Privatbesitz zu befinden. Zumindest sehen die gerade stattfindenden Renovierungen des Nebenwerks nicht sehr professionell aus. Allerdings ist keiner hier. Die teils Ranken verhangenen Durchgangsgewölbe tragen zum einsamen Eindruck zusätzlich bei.

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Nach Norden umschließt mich der Bois de Rienbeau. Am Rande des Waldes weist ein Schild auf den Dolmen de la Pierre-Alot hin. Der ist nur wenig abseits von der Straße auf einem Waldweg mit Schranke. Doch dieses Mal brauche ich mich nicht um sie zu bemühen, der Dolmen ist nur 50m weiter am Wegrand.

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Ein großes und stattliches Exemplar. Ich denke an meinen fehlenden Proviant. Bei der Größe des Ortes Nogent müsste sich doch da was machen lassen. Natürlich muß ich an das andere Ende des Städtchens fahren, bevor ich ein Geschäft finde. Gut versorgt steuere ich auf mein nächstes Ziel zu.
Nach Dampierre geht es auf einem schmalen Asphaltband parallel zur Autobahn und dann noch in zwei Schleifen den Berg hinauf zu einem weiteren Fort des Festungsgürtels rund um Langres. Doch auch hier habe ich kein Besichtigungsglück. Zuerst leuchtet mir das Schild "Militärischer Bereich" - natürlich in Französisch - entgegen. Die Durchfahrt zum Fort hat ein verschlossenes Eisentor. Teilweise sind die Mauern im Eingangsbereich schon eingestürzt. Das ist mir nicht mal ein Foto wert.
Auf der Suche nach etwas Attraktiveren rolle ich über Bonnecourt und Poiseul nach Andilly-en-Bassigny. Hier gibt es außerhalb die Ausgrabungen einer Römischen Villa. Ein recht großer Grabungskomplex liegt vor mir. Die Reste des umfangreiches Badebereichs werden von einem Dach geschützt.

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Die einzigen zwei Menschen neben mir sind ein Arbeiter, der Unkrautvernichter an einige Mauern sprüht und eine - wohl - Studentin, die in einem Graben die Steine einer Grundmauer akribisch frei kratzt.
An einem Infostand am Eingang finde ich noch ein Informationsblatt, sogar in deutsch. Da ich ihn nicht im Netz gefunden habe, habe ich den Flyer (PDF 10,4MB) eingescannt.
Hinter Parnot steht in einer Weide eine Stele. Vermutlich eine der Meusequellen. Aber der Stacheldraht des Zauns hält mich auf Entfernung, so das nicht erkennbar ist, ob etwas auf dem Stein steht.
Die eigentlich als solche bestimmte Quelle der Meuse (Maas) liegt am Straßenrand hinter Pouilly-en-Bassigny. Zwei gemauerte Steine in einem kleinen Hain mit der Inschrift Source 1 unterstützen die Vermutung bezüglich der zweiten Quelle.

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Ich setze mich auf die aufgestellte Tisch-Bank im Schatten der Bäume und genieße meinen Proviant.
Nur wenig weiter kreuze ich die europäische Hauptwasserscheide, die hier auf dem Plateau von Langres verläuft. Durch Vicq, das sich in eine Senke mit der ins Mittelmeer entwässernden Petite Amance duckt, kurve ich wieder den Hügel hoch. Ich streife Varennes und tauche wieder in ein Waldstück ein. Irgendwo auf dem Talgrund zeigt ein Wegweiser zur Chapelle de Presle.
Zwei Kilometer sagt das Schild. Also über den relativ glatten Schotter gefegt. Nach 2,1km stehe ich auf der Wiese neben der Kapelle.

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Das Bild ist etwas unscharf, weil mir die Kamera runter gefallen und die Objektivmechanik aus der Spur war, was ich erst später bemerkte.
Die Kapelle ist ziemlich groß, schon fast eine Kirche, sogar mit einer Art Krypta wie ich sehen kann. Die Tür ist offen und so blättere ich ein wenig in den ausgelegten Gästebüchern.
Ein paar Orte weiter, ein paar nette Gassen über Land liegt hinter Montlandon ein weiteres Fort neben der Straße.

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Das Fort Fermier scheint ein Bauer als Abstell- und Lagerort für Geräte, Heu und Stroh zu nutzen.
Ein weiteres Fort - hier um Langres wimmelt es nur so davon - beschert auf dem Weg dorthin eine grandiose Aussicht auf das entfernte Langres auf seinem Hügel. Beim Fort de Cognelot kann man bis vor das Haupttor fahren. Dort ist der Zweitname der Festung "Fort Vercingetorix" eingemeiselt. Aber auch hier ist alles verschlossen. Zumindest werden oder wurden, wie man sagen muß, an den Sonntagen im August Führungen veranstaltet.
Da Langres in der Nähe ist und mein Tageskilometerzähler schon wieder auf über 300km steht, fahre ich in Sts-Geosmes beim Supermarkt zum Tanken vorbei.
Kurz vor Noidant-les-Rocheux wechsele ich mal wieder auf einen nicht gesperrten Feldweg. Ich kreuze ein wenig durch die Gegend bis ich schließlich in Vieux-Moulins wieder rauskomme.
An den Weg, der kurz vor der Autobahn auf die Strecke stößt, kann ich mich gut erinnern. Hier kam ich gestern von meinem Abenteuerweg wieder ans Licht.
Ich kreuze jetzt noch auf den wunderbaren Gassen über die Hügel. Den Zusatz "en-Montagne" beim Örtchen Vitry finde ich dann doch etwas geprahlt.
Es geht weiter durch den Wald. Schließlich stehe ich auf der Einfahrt zu einer RF, die zumindest den ersten Teil schnurgerade durch den Forst führt. Eine Schranke wartet gleich zu Beginn auf mich. Da aber kein Schild steht und die Schranke auch offen ist, tuckere ich munter weiter. Der Weg ist festgefahren und glatt und es läuft wie von selbst. Erst das letzte Stück bis Arc-en-Barrois ist wieder in schlechterem Zustand. Dafür hat es auch einige Kurven und Abzweige zu bieten. 230km Bild

8. Tag 31.8.2016

Es ist schon wieder erst Acht als ich aus Arc-en-Barrois nach Südwesten über die Hügel bis in Aubetal steuere. Noch fünf Kilometer das Tal aufwärts, dann ist mein erstes Ziel für heute erreicht. An der Straße ist ein kleiner Parkplatz, von wo es nur zu Fuß zur Cascade d’Etufs geht. Man geht über Privatgelände, da lassen die Schilder keinen Zweifel. Wohl 600m auf einem Asphaltweg zu einem kleinem Gut. Überall gepflegte Grünanlagen. Nach weiteren hundert Meter um das Gebäude ist der kleine Wasserfall. Wobei es hier in verschiedenen kleinen Stufen herunter plätschert. Das Material der Stufen sieht aus wie fester Matsch oder Modelliermasse.

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Leider bleibt von der für Besucher freigegebenen Fläche, die ich als Besucherkoppel tituliere, nur eine Perspektive. Zwar die Beste, wie man sagen muß, aber ich hätte mir den oberen vermoosten Bereich gerne näher betrachtet. So schlendere ich wieder über die kleine Allee zum Motorrad.
Das nächste Ziel für heute ist nicht gerade um die Ecke. Ich habe im Norden östlich von Troyes mehrere Seen ausgemacht, die interessant aussehen.
Also strebe ich nach einem kleinen Schlenker stetig nach Norden. Ab Dancevoir wieder durch Aubetal aufwärts.
In Montigny-sur-Aube schaue ich mich vergeblich nach einer Bäckerei um. Über kleine Gassen suche ich nach Fahrspaß. Bis Essoyes begleitet mich die Ource. Im Ort bekomme ich auch endlich mein Baguette.
Per Éguilly-sous-Bois und Vendeuvre-sur-Barse nähere ich mich den Seen. Doch vorher - endlich wieder Wald - mache ich noch einen Haken über La Loge-aux-Chèvres nach Mesnil-St-Père. Hier kann ich dann das erste Mal ans Ufer fahren und die glitzernde Wasserfläche des Lac d’Orient betrachten.

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Weiter geht es am Ufer, wo die Bäume nur ab und zu einen Blick auf den See freigeben. Über die Landbrücke, die den Lac d’Orient vom Lac du Temple trennt, komme ich zum Nordufer des Lac du Temple. Man fährt kilometerweit an einem Damm entlang, denn der Lac du Temple und Lac Amance wurden Ende der 80er Jahre, der Lac d’Orient bereits Mitte der 60er Jahre angelegt um die Winter und Frühjahrshochwasser der Aube und Seine zu begrenzen bzw. bei Trockenheit die Schifffahrt zu ermöglichen.
An einer Stelle geht eine Treppe auf die Dammkrone, oben liegt der See vor mir.

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Ein Stück weiter kommt der Auslaß des Lac du Temple. Mächtig rauscht und strudelt das Wasser in einen künstlichen Kanal, der es wieder zur Aube bringt. In L’Étape komme ich zum Verbinungskanal, der den kleinsten See, den Lac Amance mit dem Lac du Temple verbindet. Der Asphaltweg direkt am Kanal ist für Radler reserviert, aber keine 50m parallel gibt es einen Schotterweg, den ich benutze.
Wo der Kanal aus dem Lac Amance kommt, überspannt ihn eine Brücke.

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Ich fahre erst ein Stück zu einem Bootseinlaß in den Lac du Temple, dann nehme ich einen Schotterweg, der immer grob am westlichen Ufer des Lac Amance entlang läuft. Es dauert eine ganze Weile bevor ich auf die D443 stoße.
In Amance mache ich noch den Versuch auf einer RF zu einer auf der Karte verzeichneten Eiche zu kommen. Doch der Weg ist nach rund 2,5km mit Verbotsschildern versehen.
Also trolle ich mich wieder von dannen. Es werden wieder die kleinen Strecken. In Spoy ist ein Hinweis auf eine Pont Romain. Das sichtbar alte, angeblich aus dem 1. Jahrhundert stammende Bauwerk überspannt ein ausgetrocknetes Flußbett.

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Naja, Bachbett wäre wohl der bessere Ausdruck. Am Ortsausgang von Champignol-lez-Mondeville wartet eine Kapelle auf einer kleinen Anhöhe. Da muß ich natürlich rauffahren. Die N.D. de Mondeville ist aus dem 12. Jahrhundert, so das Schild. Ein recht schmuckloses Gebäude.

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Nach einer Strecke schnurgerade durch den Wald biege ich am Ortseingang von Clairvaux ab zu einer Quelle. Genau die angezeigten zwei Kilometer staube ich über die Schotterbahn, dann komme ich zu einem schönen Gelände mit einem Bach und auch einem Quellhäuschen.

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Die unter den Bäumen stehenden Bänke laden mich fürs Picknick ein. Ein lauschiger Ort ohne jeden Zivilisationslärm.
Etwas weiter südlich ist auf der Karte eine Schleife durch den Bois de Laferté. Die zieht mich nahezu magisch an. Der Beginn ist sofort gefunden und ich genieße das Sträßchen. Erst asphaltiert, dann Schotter und später wieder Asphalt. Unterwegs komme ich auch noch am unvermeidlichen Denkmal für die Résistance vorbei.
Ich bin nach 11km schon wieder im Anflug auf Laferté, da sprintet auf dem Weg plötzlich ein Fuchs mit mir um die Wette. Ich gehe etwas vom Gas, aber 40km/h macht Meister Reineke locker. Nach 60...80m biegt er auf ein Feld ab ohne auch nur die Geschwindigkeit im Geringsten zu reduzieren.
Über Dinteville drifte ich auf ein nettes Gäßchen nach Créancey. Nicht so nett ist der Rollsplitt in der Kehren vor dem Ort. Dort steht eine Landmaschine quer auf der Hauptstraße. Ein Mann erklärt mir kurz die einfache Umfahrung per Nebengasse. In Coupray nehme ich die holprige Route in Richtung Aubepierre. Zum Schluß dann noch mal die Schotterstrecke nach Arc-en-Barrois. Der mittlere Teil, vor ein paar Tagen noch als rauh eingestuft, kommt mir heute nach dem ganzen Schotter der letzten Tage einfach vor. 249km Bild

... und weiter zum zweiten Teil des Tourberichts:
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